Analvenenthrombose akute I84.3

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

akute; Analthrombose; Hämorrhoidalvenenthrombose; Hämorrhoidalvenenthrombose akute; Perianale Thrombose; Thrombose perianale

Definition

Akute, meist schmerzhafte Thrombose perianaler Venen durch Hämatom- und Thrombosebildung bei Gefäßwandzerreißungen auf dem Boden eines Hämorrhoidalleidens.

Vorkommen/Epidemiologie

Bei ca. 5% der proktologischen Patienten auftretend.

Ätiopathogenese

  • Prädisponierend für das Entstehen von Analthrombosen ist möglicherweise das Vorhandensein vergrößerter Hämorrhoidalpolster, die mit dem kaudalen, subkutanen Venenplexus in Verbindung stehen, so dass mit einer eventuellen Strömungsverlangsamung in dilatierten Gefäßen und einer Gefäßwandverletzung die wesentlichen Grundlagen der Virchow-Trias gegeben sind.
  • Auslösende Faktoren sind u.a. thermische Expositionen, wie Kälte (z.B. Sitzen auf kalten Flächen) und schwülwarmes Wetter, (ungewohnte) körperliche Anstrengung, wie Joggen, Radfahren o.ä., gesteigerter intraabdomineller Druck beim Husten, Heben, Pressen, bei der Defäkation, in der Endphase der Gravidität und beim Geburtsvorgang, wie auch weibliche Hormone (Menstruation). Weiterhin können nutritive Einflüsse (z.B. Alkohol, Gewürze) ebenso Auslöser einer Analthrombose sein wie auch mechanische Faktoren (proktologische Eingriffe, Analverkehr).

Manifestation

Im mittleren Erwachsenenalter auftretend. Männer sind 2-3mal so häufig wie Frauen betroffen.

Klinisches Bild

  • Blauroter oder schwarzer, bis kirschgroßer, am Analring vortretender Knoten. Keine Bevorzugung bestimmter Sektoren. Akut auftretende (innerhalb von Minuten bis Stunden), z.T. stark schmerzhafte bzw. mit einem dumpfen Dauerschmerz einhergehende Schwellung am Analrand oder im After, die mit Juckreiz, Stechen, Brennen oder einem starken Spannungsgefühl bzw. Druckschmerz einhergeht.
  • Bei der Inspektion und der digitalen Untersuchung finden sich am Analrand oder im Analkanal prallelastische bis derbe, bläulich-rote Knoten von Stecknadelkopf- bis Pflaumengröße. Meist zeigt sich nur eine Läsion; selten sind multiple kleine Thrombosen perlschnurartig neben, hinter- oder untereinander angeordnet.
  • Die frische Thrombose blutet nicht (keine Spontanentlastung). Unter Umständen kommt aber es aber in Folge einer Drucknekrose zur Ulzeration der die Thrombose bedeckenden Haut mit konsekutiver Blutung und eventuell spontanem Abgang des Gerinnungsthrombus; dies kann zu schlagartiger Beschwerdefreiheit führen (Spontanentlastung).

Diagnose

Die Diagnose kann häufig nur palpatorisch gestellt werden, da ein Begleitödem unterschiedlicher Stärke den eigentlichen Befund maskieren kann. Die starke Schmerzhaftigkeit ist typisch. Bei V.a. tiefsitzende Analthrombose ist trotz starker Schmerzhaftigkeit eine Proktoskopie erforderlich (vorne offenes Proktoskop).

Differentialdiagnose

Marisken; Analabszesse; periproktische Abszesse; thrombosierte Hämorrhoiden; Analfibrome; Melanom, malignes; Analkarzinom.

Therapie

Therapie des Hämorrhoidalleidens.

Therapie allgemein

Unbehandelt oder unter konservativer Therapie bildet sich die Analvenenthrombose im Verlauf von Tagen bis Wochen durch Organisation, Resorption und Rekanalisation spontan zurück, ohne Mariskenbildung. Die Dauer der Erkrankung beträgt in der Regel ca. ein bis zwei Wochen. Selten vergehen auch Monate bis zur vollständigen Rückbildung.

Externe Therapie

  • Kamille Sitzbäder, z.B. mit Kamillosan. Auflegen kühlender Kompressen (Cool-pack) oder kurzzeitig von Eiswasserbeuteln.
  • Konservative Therapie mit anästhesierenden Salben/Suppositorien wie Cinchocain (DoloPosterine) oder gerinnungshemmende Externa mit Heparin (z.B. Hepathromb Creme 60000).
  • Anwendung glukokortikoidhaltiger Hämorrhoidenmittel wie Salbenkompressen mit Betamethasonvalerat (Betnesol V), 2-4mal/Tag auflegen. Alternativ Anwendung von Präparaten mit E. coli-Bestandteilen (Posterisan Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp).

Interne Therapie

Schmerztherapie mit lang wirksamen nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Diclofenac (z.B. Voltaren retard) initial 3mal/Tag 50 mg p.o. Erhaltungsdosis 50-100 mg/Tag p.o.

Operative Therapie

  • Möglichst frühzeitige Stichinzision und Entleerung der Blutkoagula, ggf. mit Anlage einer Drainage, bis zum 4. Tag in Lokalanästhesie. Ab dem 5. Tag (Beginn der Thrombusorganisation) operative Abtragung in toto (Exzision des gesamten Thrombusareals unter Mitnahme des betroffenen Gefäßsegmentes) und antiphlogistische Maßnahmen. Die Exzision minimiert die Gefahr der postoperativen Rethrombosierung. Bei operativem Vorgehen Entfernen der sackartig ausgeweiteten Vene mit Skalpell, dadurch wird das sofortige Verkleben der Venenwände und das Rezidiv verhindert. Die Hämatomentleerung führt zum sofortigen Nachlassen des Schmerzes.
  • Nachbehandlung: Sitzbäder mit Kamillosan, Einlegen eines Salbenstreifens mit antiseptischen Zusätzen wie Polyvidon-Jod (z.B. R204 , Braunovidon Salbe).

Verlauf/Prognose

Die Dauer der Erkrankung beträgt i.d.R. ca. ein bis zwei Wochen. Selten vergehen auch Monate bis zur vollständigen Rückbildung.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

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