Sperma-Allergie L25.9

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Semen allergy (engl.); Seminal plasma hypersensitivity (engl.)

Erstbeschreiber

Specken, 1958

Definition

Seltene IgE-vermittelte Typ-I-Allergie gegen Proteinkomponenten des Seminalplasmas. Hauptallergen ist das prostataspezifische Antigen (PSA), das im Samen aller Männer vorkommt.(s.a. Burning-Semen-Syndrom).

Vorkommen/Epidemiologie

Prävalenz und Inzidenz sind weitgehend unbekannt. Für die USA liegen Schätzzahlen vor. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 40.000 Frauen betroffen sind.

Manifestation

Betroffen sind Frauen (meist Atopikerinnen) zwischen 20.-30. LJ.

Klinisches Bild

Meist lokale Symptome mit Erythem, Juckreiz, Kontakturtikaria. Weiterhin: chronische Vulvovaginitis, Vulvaekzeme sowie ein " Burning Semen-Syndrom". Generalisierte Symptome werden bei etwa 20% der Betroffenen nachgewiesen: Generaliserte, erhabene, scharf begrenzte, palpable, solitäre oder konfluierende, juckende, brennende, weißliche bis rote Urtikae. Die Größe der Effloreszenzen kann sehr variabel sein, von stecknadelkopfgroß bis großflächig.

Diagnose

Anamnese bzgl. der Symptomatik (Gebrauch von Kondomen erfragen!), Pricktestungen mit frischem, unverdünntem Sperma. Zentrifugation des Spermas (Aufteilung in Spermatozoen und Seminalplasma), dann evtl. Intrakutantestungen (Seminalplasmaverdünnungen wurden in Einzelfällen intrakutan positiv getestet).

Differentialdiagnose

Latex-Allergie (Kondome); Allergien gegen Lubrikantien oder spermizide Substanzen in vaginalen Kontrazeptiva.

Therapie

Gebrauch von Kondomen. 

Vor dem Geschlechtsverkehr systemisch Antihistaminika bzw. 4-8% cromoglycinhaltige Cremes.

Hyposensibilisierung: Bei starken anaphylaktischen Reaktionen kann eine Hyposensibilisierung (z. B. „Rush-Therapie“, s. o.) durchgeführt werden. Es sind mehrere Fälle beschrieben, in denen die Hyposensibilisierung über eine sog. "Rush Therapie" erfolgreich war.

Gewünschte Schwangerschaft: Bei geringen allergischen Symptomen können Frauen während ihrer fruchtbaren Tage auf die Verwendung von Kondomen verzichten.

Alternativ: Künstliche Befruchtung

 

Hinweis(e)

  • Seltener können ins Sperma übergetretene Medikamente (z.B. Penizillin) oder Nahrungsmittel (z.B. Walnüsse) eine allergische Reaktion auslösen.
  • Spermaallergie bedeutet nicht gleichzeitig Infertilität (s.a.u. intrauterine Insemination).

Literatur
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