NahrungsmittelunverträglichkeitT78.19

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Definition

Dosisabhängige, nicht-immunologische Intoleranzreaktion auf verschiedene Nahrungsmittelbestandteile mit unterschiedlicher Symptomatik. Klinische Symptome sind bereits bei Erstkontakt mit dem Auslöser möglich.

Vorkommen/Epidemiologie

Die Spannweite der Prävalenz von Nahrungsmittelunverträglichkeitsreaktionen unterschiedlicher Pathogenese, die aufgrund von Eigenangaben in Einzelstudien ermittelt wurde, reicht von 2,1% für Kinder in Frankreich bis zu 35% bei Berliner Erwachsenen. Frauen geben dabei häufiger Nahrungsmittelunverträglichkeitsreaktionen an.

Ätiopathogenese

Ursächlich sind häufig Intoleranzen auf biogene Amine (s.a. Histamin-Intoleranz), z.B. nach Genuss von Fischen (z.B. Thunfisch, Makrele), bestimmten Käsesorten (z.B. Cheddar), Bier, Wein sowie Erkrankungen wie Lactose-Intoleranz (durch Mangel an dem Enzym Lactase), Fructose-Intoleranz, die Muttermilch- oder Kuhmilch-assoziierte Proktokolitis und die Protein-induzierte Enterokolitis (food protein-induced enterocolitis syndrome [FPIES]), die durch Soja- oder Kuhmilchprodukte (s.u. Kuhmilchallergie) ausgelöst wird.

Klinisches Bild

Intoleranzreaktionen treten gewöhnlich 30 Min. bis 3 Std. nach Zufuhr eines Agens auf (Latenzzeiten bis 24 Std. sind möglich). Im Vordergrund der klinischen Symptomatik stehen Typ I analoge Symptome, insbes. Urtikaria, Angioödem, Hautrötungen, Kopfschmerzen, bronchiale Symptome. S.a.u. Scombroid-Vergiftung. Atopische und dyshidrotische Ekzeme können sich verschlechtern. In nachfolgender Refraktärzeit (ca. 72 Std.) werden die Stoffe kurzfristig wieder vertragen. Relativ häufig ist auch eine Salicylatintoleranz oder Sulfit-Überempfindlichkeit.

Diagnose

Diagnostisch wichtig ist die Eruierung der auslösenden Substanz durch spezifische, genaue Anamnese, ggf. Protokollführung bei Rezidiven. Austestung mit diagnostischer Diät (s. Tabelle 2 Nahrungsmittelallergie) unter stationären Bedingungen: Allergenfreie Diät (Kartoffel-Reis-Diät), Austesten der Farbstoffe und Konservierungsstoffe (s. Tabelle 3 Nahrungsmittelallergie) per Kapsel, danach mit Originalnahrungsmittel provozieren (Notfallbereitschaft!). Patienten müssen bei Austestung erscheinungsfrei sein und ausreichend zeitlichen Abstand zur Einnahme immunmodulierender Medikation aufweisen ( systemische Glukokortikoide: 3 Tage, systemische Antihistaminika: 5 Tage).

Therapie

  • Akute Typ I Symptomatik wird entsprechend der einzelnen Stadien der anaphylaktischen Reaktion (s. Schock, anaphylaktischer) behandelt.
  • Genaue Anamnese, ggf. Protokoll führen. Ausschluss einer Nahrungsmittelallergie durch Testung.
  • Meiden des Agens über 6-12 Monate, dann Provokationstestung. Ausgeprägte Tendenz zur Spontanheilung. 30% der Patienten bleiben nach 1 Jahr Karenz auf erneute Exposition beschwerdefrei.

Hinweis(e)

Der Begriff "Nahrungsmittelunverträglichkeiten" wird z.T.auch übergreifend definiert, als "alle krankhafte Erscheinungen, die verbunden mit der Aufnahme von Lebensmitteln, Gewürzen und Nahrungsmittelzusatzstoffen" auftreten. Aus dieser Defintion resultiert folgende Einteilung:

Nicht toxische Reaktion:

  • Immunologisch bedingt:
    • IgE-Vermittelt (Nahrungsmittelallergie)
    • nicht IgE-vermittelt (z.B. Zöliakie).
  • Nicht Immunologisch bedingt (Nahrungsmittelintoleranz):

Toxische Reaktion (z.B. Histaminvergiftung, bakterielle Kontamination).

Literatur

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  6. Ring (1991) Angewandte Allergologie. MMW-Verlag, München S. 112-121
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  8. Schäfer T (2008) Epidemiologie der Nahrungsmittelallergie in Europa. Allergologie 31: 255-263
  9. Schafer T et al. (2003) Epidemiology of food allergies. Hautarzt 54: 112-120
  10. Zuberbier T et al. (1992) Nahrungsmittelunverträglichkeit. Hautarzt 43: 805-811

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