KoprolithK56.4

Autor:Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 04.08.2025

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Synonym(e)

Enterolith; Faecalith; Fäkalom; Fäkalsteine; Fekalom; Koprostase; Kotknollen; Kotstein; Skybala

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Definition

Unter einem Koprolith versteht man ein steinartiges Darminhaltsgebilde, das im Kern aus eingedicktem Kot besteht, um den sich inkrustierte, vom Darminhalt durchsetzter Schleim befindet (Roche 2003).

Vorkommen/Epidemiologie

Von einer Obstipation sind überwiegend ältere Menschen betroffen, vorzugsweise im Krankenhaus bzw. in Pflegeeinrichtungen. Der Prozentsatz liegt bei ca. 70% und betrifft überwiegend Frauen (Setya 2023).

Ätiopathogenese

Koprolithe können sich entwickeln bei:

  • Chronischer Obstipation (Roche 2003)
  • Megacolon
  • Störungen der Darmperistaltik
  • Erschlaffung der Rektalmuskulatur
  • Zu trockener Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • Medikamentös bei z.B. Gabe von Opioiden (Möller 2022) oder Langzeittherapie mit Neuroleptika (Logre 2020)
  • Durch Stenosen bei Kolonkarzinomen (Möller 2022)

Pathophysiologie

Wenn verhärteter Stuhl durch regelmäßige Peristaltik nicht entleert werden kann und dies nicht frühzeitig behandelt wird, kann es zur Bildung von Koprolithen kommen (Setya 2023).

Der ständige Kontakt zwischen der Kolonschleimhaut und hartem Stuhl kann eine erhöhte Schleimsekretion bewirken. Zusätzlich steigt der intraluminale Druck im Kolon, was zu einer verminderten Durchblutung der Kolonschleimhaut führt, die wiederum zu einer lokalen Entzündung der Schleimhaut führen kann. Ulzerationen und Perforationen können die Folge sein (Setya 2023).

Lokalisation

Koprolithe entstehen vorzugsweise im Kolon, da hier dem Darminhalt Wasser entzogen wird. Man findet sie deshalb gehäuft im Appendix, in etwaigen Divertikeln des Kolons und in der Ampulla recti (Roche 2003).

Klinik

im Wechsel mit

  • dünnflüssigen, übelriechenden Diarrhoen, da flüssiger Stuhl bisweilen neben einem Kotstein als sog. paradoxe Diarrhoe abgeht (Merger 1999).
  • Abdominelle Schmerzen
  • Tenesmen (Möller 2022)

Diagnostik

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung kann bei schlanken Patienten eine große steinharte Resistenz, insbesondere im Unterbauch, palpabel sein (Merger 1999). Das Abdomen ist oftmals aufgebläht (Setya 2023).

Bei der rektalen Untersuchung kann der Koprolith bisweilen ertastet werden (Möller 2022).

 

Abdomenübersichtsaufnahme

In der Nativaufnahme zeigen sich Koprolithe als inhomogene röntgendichte Strukturen (Werner 2020).

Abdominelle Sonografie

Diese kann etwaige Hinweise auf eine Stenosierung geben (Möller 2022).

 

CT des Abdomens

Eine CT ist die am häufigsten verwendete radiologische Bildgebung. Sie erfolgt mit oraler oder rektaler Kontrastmittelgabe (Setya 2023).

 

Differentialdiagnose

  • Tumor (Herold 2025)

Komplikation(en)/Assoziierte Erkrankungen

  • Ileus (Werner 2020)
  • Kotabszess
  • Darmperforation (Roche 2003)
  • Appendizitis: Bei Vorliegen eines Kotsteins im Appendix kann sich über eine bakterielle Infektion der Darmwand eine Appendizitis entwickeln (Bünte 2004).
  • Koprämie, eine sog. Autointoxikation, bei der Darmbakterien durch die Darmwand gelangen (Möller 2022)
  • Kompression der Harnblase mit Harnverhalt (Setya 2023)

Therapie allgemein

  • Im akuten Fall empfehlen sich bei:

Distaler Obstruktion

Bei Kotsteinen in der Ampulla recti empfiehlt sich die digitale Ausräumung (Möller 2022). Diese sollte mit ausreichend Gleitmitteln erfolgen. Ebenso können die Verwendung eines Anoskops und eine Absaugung unterstützend sein (Setya 2023).

Proximaler Obstruktion

Bei weiter proximal gelegenen Koprolithen können Suppositorien oder Einläufe hilfreich sein.

Einlauf:

Der Einlauf sollte aus reichlich Wasser mit Docusat oder Sorbit bestehen und am besten mit einem Foley-Katheter erfolgen, der am verhärteten Kot vorbeiführt werden kann. Es sollten dabei, um Beschwerden des Patienten zu verhindern, lediglich kleine Mengen eingeführt werden. Dieser Vorgang ist nach dem Entleerungsprozess mehrmals zu wiederholen (Setya 2023).

Sehr weit proximal gelegenen Koprolithen

Bei sehr weit proximal gelegenen Koprolithen hat sich oral zugeführtes Polyethylenglykol bewährt, das über mehrere Stunden in einer Menge von 1-3 Litern verabreicht wird. Falls Bauchkrämpfe oder Übelkeit auftreten, ist die Zufuhr zu beenden (Setya 2023).

Ein weiteres Abführmittel bei weit proximal gelegenen Koprolithen stellt Magnesiumcitrat dar (Setya 2023).

Operative Therapie

Falls es durch digitale Ausräumung und Einläufe nicht zu einer Darmentleerung kommen sollte, ist letztlich eine operative manuelle Entstopfung angezeigt (Setya 2023).

Verlauf/Prognose

Obstipation stellt die Ursache für eine erhöhte Morbidität dar. Wenn sie fortschreitet, kann sie zu Komplikationen führen, die bei Älteren bisweilen letal enden können (Setya 2023).

Prophylaxe

Die Patienten sollten auf die Notwendigkeit der Stuhlregulation durch ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme hingewiesen werden (Möller 2022).Die Patienten sollten auf die Notwendigkeit der Stuhlregulation durch ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme hingewiesen werden (Möller 2022).

Literatur

  1. Bünte H, Bünte K (2004) Daas Spektrum der Medizin: Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Schattauer Verlag Stuttgart / New York 790
  2. Herold G et al. (2025) Innere Medizin. Herold Verlag 460
  3. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education
  4. Logre E, Degravi L, Plantefeve G, Contou D (2020) A fatal fecaloma. Int J Emerg Med. 13 (1) 46
  5. Merger M, Klebl F, Hierlmeier F X, Palitzsch K D (1999) Riesenkotsteine bei habitueller Obstipation.  Dtsch. med. Wschr. (124) Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 1235-1238
  6. Möller M, Antwerpes F et al. (2022) Koprostase. DocCheck Doi: https://flexikon.doccheck.com/de/Koprostase
  7. Roche (2003) Roche Lexikon Medizin. Hoffmann-La Roche AG und Urban und Fischer Verlag 1047 doi vhttps://books.google.de/books?id=UJe3tx9KQ-AC&pg=PA1047&dq=koprolithen+medizin&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwi37pGQur6OAxVm0gIHHc4xC5cQ6AF6BAgHEAM#v=onepage&q=koprolithen%20medizin&f=false
  8. Setya A, Mathew G, Cagir B (2023) Fecal Impaction. StatPearls Treasure Island PMID 28846345, Bookshelf ID: NBK448094
  9. Werner C, Busch M, Ritter C (2020) Röntgendichte Koprolithen im kleinen Becken. Dtsch Arztebl Int (117) 388

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