Insulin Glargin ist ein biosynthetisch hergestelltes Humaninsulin (Kasper 2015). Es zählt zu den Insulinanaloga und war das erste lang wirkende Insulinanalogon (Heinemann 2000).
Insulin Glargin ist ein biosynthetisch hergestelltes Humaninsulin (Kasper 2015). Es zählt zu den Insulinanaloga und war das erste lang wirkende Insulinanalogon (Heinemann 2000).
Pharmakodynamik
Beim Insulin Glargin wurde Asparagin an der Aminosäure 21 durch Glycin ersetzt. Zusätzlich fügte man zwei Argininreste an Position B 30, dem C- Terminus der B- Kette hinzu (Kasper 2015).
Durch diese Veränderungen kommt es zu einer Verschiebung des isoelektrischen Punktes in Richtung eines neutralen pH-Wertes. Das Insulinmolekül ist dadurch an der Injektionsstelle weniger löslich und kann sich im subkutanen Gewebe ablagern, um ein Depot zu bilden, aus dem langsam Insulin freigesetzt wird (Philips 2006).
Indikation
Insulin Glargin kann eingesetzt werden bei:
In einer Studie von Prof. Alice Cheng, Toronto zeigte sich, dass mit Insulin Glargin 300 E / ml verglichen mit Insulin Degludec (s. Insulinanaloga) bei einer Nierenfunktionsstörung mit einer eGFR von < 60 ml / min / 1,73 m² eine um 0,43 Prozentpunkte stärkere Senkung des HbA1c- Wertes erreicht werden konnte. Das Hypoglykämierisiko war vergleichbar.
Die Blutzuckerkontrollwerte von Patienten mit einer eGFR von ≥ 90 ml / min / 1,73 m² waren unter beiden Therapieoptionen vergleichbar (Walter 2020).
Dosierung und Art der Anwendung
Insulin Glargin kann s. c. oder intrakutan injiziert werden. Es darf jedoch nicht, wie auch alle anderen Verzögerungsinsuline, i. v. gegeben werden (Herold 2022). Für eine Insulinpumpentherapie ist Glargin, wie auch alle anderen Verzögerungsinsuline, nicht geeignet (Dellas 2018).
Glargin U 100 wird 1 oder 2 x / d injiziert, Glargin U 300 1 x / d, die Tageszeit der Injektion ist flexibel (Haak 2018).
Beim Typ 2 Diabetiker wird i. d. R. mit einer abendlichen Dosis Glargin begonnen wie z. B. mit 5 – 15 IE oder gewichtsadaptiert mit 0,2 IE / kg KG (Kasper 2015). Weitere Anpassung der Dosis s. Insulin.
Vorteile
Im Vergleich zum NPH- Insulin führt Insulin Glargin seltener zu Hypoglykämien, insbesondere seltener zu nächtlichen Hypoglykämien (Kasper 2015).
In drei randomisierten, kontrollierten, offenen Phase- 3- Studien zeigten sich bei Typ 1 Diabetikern unter Glargin U 300 weniger Hypoglykämien als unter Glargin U- 100: 6,2 % vs. 9,3 %. Ebenso war auch die Rate schwerer Hypoglykämien numerisch niedriger: 0,23 Ereignisse / Patientenjahr vs. 0,29 Ereignisse / Patientenjahr (Danne 2021).
In der BRIGHT- Studie zeigte sich mit Glargin U- 100 und Glargin U- 300 bei insulinnaiven älteren Typ 2 Diabetikern eine vergleichbare Senkung des HbA1c- Wertes.
Bei der Gruppe der ≥ 70- jährigen zeigte Glargin U- 300 einen besseren Effekt als Glargin U- 100 hinsichtlich der HbA1c- Senkung - ohne dabei das Risiko für Hypoglykämien zu erhöhen: -1,69 % vs. -1,34 % (Müller- Wieland 2021).
Laut neuester Erkenntnisse ist die Einnahme von Glargin nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden (Kasper 2015)
Unerwünschte Wirkungen
Kontraindikation
Absolute Kontraindikationen:
- Insulinom (Flake 2021)
Präparate
Handelsname Lantus (Herold 2022), welches 2001 erstmals zugelassen wurde (Heinemann 2000). Der Wirkungseintritterfolgt nach 1 h, die Wirkdauer beträgt 20 – 27 h (Haak 2018). Der maximale Wirkspiegel wird bei gleichbleibender Dosierung erst nach 3 – 4 Tagen erreicht (Weihrauch 2020).
Handelsname Toujeo (Danne 2016). Toujeo befindet sich seit 2015 im Handel (Danne 2016). Hierbei tritt die Wirkung nach 1 – 6 h ein, die Wirkdauer liegt bei > 30 - 32 h (Haak 2018)
Glargin hat – ebenso wie Insulin Detemir – einen plateauartigen Wirkspiegel (Kasper 2015)
Vor einer Injektion muss es nicht geschwenkt werden (Herold 2022). Insulin Glargin sollte nicht mit anderen Insulinen gemischt werden (Kasper 2015).