Cabozantinib
Synonym(e)
Definition
Cabozantinib ist ein sogenannter Multikinase-Inhibitor. Der Wirkstoff inhibiert die Tyrosinkinase c-Met und den VEGF-Rezeptor-2. Durch diesen Mechanismus kommt es zu einer Hemmung des Tumorwachstums und auch der Metastasenbildung. Cabozantinib (Cabometyx) kann angewendet werden bei:
- fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (renal cell carcinoma, RCC) für die Erstlinienbehandlung von erwachsenen Patienten mit mittlerem oder hohem Risiko; bei Erwachsenen nach vorangegangener zielgerichteter Therapie gegen VEGF oder in Kombination mit Nivolumab für die Erstlinienbehandlung
- Leberzellkarzinom (hepatocellular carcinoma, HCC) bei Erwachsenen, die zuvor mit Sorafenib behandelt wurden.
- Differenziertem Schilddrüsenkarzinom (differentiated thyroid carcinoma, DTC) als Monotherapie für die Behandlung von Erwachsenen, die refraktär gegenüber Radiojod (RAI) sind oder dafür nicht in Frage kommen und bei denen während oder nach einer vorherigen systemischen Therapie eine Progression aufgetreten ist.
Pharmakokinetik
Cabozantinib hat eine lange Halbwertszeit von 55 Stunden
im Steady State beträgt die Clearance 4,4 l/Stunde
Elimination v.a. durch den Faeces (54%) und den Urin (27%)
nach oraler Gabe wird nach etwa 2-5 Stunden die Spitzenplasmakonzentration erreicht
Plasmaproteinbindung ≥ 99,7%
Schwangerschaft/Stillzeit
Es gibt keine Studien über die Anwendung von Cabozantinib bei schwangeren Frauen. Tierexperimente haben gezeigt, dass Cabozantinib embryofetale und teratogene Wirkungen haben kann. Es ist jedoch nicht bekannt, ob das potenzielle Risiko auch für den Menschen gilt. Daher darf Cabozantinib während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung aufgrund des klinischen Zustandes der Frau unbedingt erforderlich ist.
Es ist nicht bekannt, ob Cabozantinib und/oder seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Aus diesem Grund sollten Mütter während der Behandlung mit Cabozantinib und mindestens 4 Monate nach Abschluss der Therapie nicht stillen, um potenzielle Gefahren für das Baby zu vermeiden.
Unerwünschte Wirkungen
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen:
- Anämie
- Hypothyreose
- Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen, Gewichtsabnahme
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Hypertonie
VEGFR-Hemmer verursachen ein großes Spektrum an dermatologischen Erkrankungen, die als Klasseneffekte beschrieben wurden (Soto-Garcia D et al.2024). Zu diesen Toxizitäten gehören:
- Hand-Fuß-Reaktionen
- Alopezie
- generalisierte Depigmentierungen von Haut und/oder Haaren
- Pruritus
- Xerose der Haut
- akneiforme Hautausschläge
- skrotale Erytheme
- subunguale Splitterblutungen.
Seltener sind:
- Mukositiden und die
- sog. reaktive perforierende Kollagenose (sie wird üblicherweise mit chronischer Niereninsuffizienz und -Diabetes mellitus assoziiert.
Wechselwirkungen
Besondere Vorsichtsmaßnahmen müssen getroffen werden bei:
- Patienten mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Peritonitis, Divertikulitis oder Appendizitis
- Patienten mit Risiko für Thromboembolien oder Blutungen
- schwerer Hypertonie
- multiplen Symptomen, einschließlich Krampfanfälle, Kopfschmerzen, visuelle Störungen, Verwirrung oder veränderter Mentalfunktion (Verdacht auf RPLS)
- Risiko für QT-Zeit-Verlängerung
- CYP3A4-Induktoren und –Inhibitoren
- Arzneistoffe zur Bindung von Gallensalzen
- P-Glykoprotein-Substrate (z.B. Fexofenadin, Aliskiren, Ambrisentan, Dabigatranetexilat, Digoxin, Colchicin, Maraviroc, Posaconazol, Ranolazin, Saxagliptin, Sitagliptin, Talinolol, Tolvaptan)
- Therapie mit MRP2-Inhibitoren (Bemerkung: MRP2-Inhibitoren blockieren die Aktivität des Multidrug Resistance Protein 2 (MRP2)-Transporters. MRP2 ist ein Protein, das verschiedene Verbindungen, darunter Medikamente und Toxine, aus den Zellen in die Galle transportiert. Zu den bekannten MRP2-Inhibitoren gehören z.B. Probenecid, Ciclosporin. Darüber hinaus hemmen bestimmte Flavonoide wie Quercetin und Baicalein sowie einige antiretrovirale Medikamente nachweislich MR Ciclosporin, Efavirenz, Emtricitabin)
Kontraindikation
Der Arzneistoff soll nicht bei nachgewiesenen Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber Cabozatinib angewendet werden.
Präparate
Präpa: Präparate der ATC Gruppe L01EX07 - Cabozantinib
CABOMETYX® 20 mg Filmtabletten Ipsen Pharma GmbH
Cabometyx 20 mg Medicopharm Filmtabletten Medicopharm AG
CABOMETYX® 40 mg Filmtabletten Ipsen Pharma GmbH
Cabometyx 40 mg Medicopharm Filmtabletten Medicopharm AG
Hinweis(e)
Unter der Therapie mit Cabozantinib wurden bei Patienten Wundheilungsstörungen beobachtet, weshalb mindestens 28 Tage vor einer geplanten Operation die Behandlung beendet werden sollte.
Da der Wirkstoff im Zusammenhang steht, eine Proteinurie auszulösen, sollen während der Behandlung regelmäßig Urinkontrollen stattfinden.
Literatur
- Abou-Alfa GK et al. (2018) Cabozantinib in Patients with Advanced and Progressing Hepatocellular Carcinoma. N Engl J Med 379:54-63.
- Chan JA et al. (2025) Phase 3 Trial of Cabozantinib to Treat Advanced Neuroendocrine Tumors. N Engl J Med 392:653-665.
- Soto-García D et al. (2024) Acquired perforating dermatoses and cabozantinib: A novel cutaneous toxicity. J Dtsch Dermatol Ges 22:594-596.