Headsche Zonen

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 28.04.2024

This article in english

Synonym(e)

Head Zonen; Hyperalgetische Zonen

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Erstbeschreiber

In den 1890er Jahren entdeckte der englische Neurologe Sir Henry Head (1861-1940) definierte Bereiche der Haut, die sich bei viszeralen Erkrankungen durch eine vermehrte Empfindlichkeit (Allodynie) kennzeichneten. Die Hyperalgesiephänomene sind in den Dematomen nachweisbar, die den (erkrankten) Viszeralorganen des gleichen Metamers zugeordnet sind. In der Regel auf der kontralateralen Seite.  Die Zonen werden nach ihrem Entdecker als Head´sche Zonen bezeichnet.  

Die Head`schen Zonen sind deckungsgleich mit Dermatomen, also mit den Hautarealen, die jeweils von einem einzigen Spinalnerv versorgt werden. Betroffen sein kann ein einziges Dermatom aber auch durch Ausstrahlungen in die Umgebung die benachbarten Dermatome. Es kann sogar eine Hyperalgesie der gesamten betroffenen Köperhälfte (Halbseitenschmerz) eintreten. Weiterhin können auch nur umschriebene Areale des betreffenden Dermatoms Hyperalgesie aufweisen. 

Definition

Segmentale Hauthyperalgesie und -hyperästhesie bei Erkrankung innerer Organe. Betroffen sind die Hautzonen mit der sensiblen Versorgung aus demselben Rückenmarksegment wie die erkrankten inneren Organe. Der viszerale Schmerzimpuls wird über einen viszerokutanen Reflex fortgeleitet. Er wird auch "übertragener Schmerz" genannt.

In der klinischen Diagnostik wird dieses Phänomen auch als Head-Zonenprobe (auch Kalchschmidt-Probe) bezeichnet.

Weiterhin können sich viszerale Schmerzen auf Muskelabschnitte des entsprechenden nervalen Segments projizieren (Mackenzie-Zone).

Beispiele für Head`sche Projektionen sind z.B. die ausstrahlenden Schmerzen bei Myokardischämie (Projektion der Schmerzen auf ein variables Gebiet das sich vom Ohr bis zum Nabel erstreckt) oder bei Entzündungen die das parietale Perikard betreffen (Perikardschmerz). 

 

Allgemeine Information

Head hatte bereits auf die Existenz von "Maximalpunkten" hingewiesen. Hierbei gibt es Bezugspunkte zur chinesischen Medizin. Zwei wichtige Gruppen von Akupunkturpunkten, die diagnostisch relevanten Mu- und Shu-Punkte, stimmen räumlich und funktionell weitgehend mit Maximalpunkten Head`scher Zonen überein. Ein Vergleich der Arbeiten von Head mit dem Huang Di Neijing (Innerer Klassiker des Gelben Thearchen) und dem Zhen Jiu Jia Yi Jing (Systematischer Klassiker der Akupunktur und Moxibustion), zwei der ältesten noch erhaltenen chinesischen Quellen zur Akupunktur, ergab erstaunliche Parallelen zwischen den beiden Konzepten. Einerseits was die Lage der Punkte und andererseits was die funktionellen Aspekte betrifft.

Die chinesische Medizin nutzt Mu- und Shu-Punkte nicht nur diagnostisch, sondern auch therapeutisch.

Vorkommen

Zuordnung von Dermatom und Organen

  • Herz : C 3-4, Th 1-5, vorwiegend rechts, auch linker Arm
  • Aorta thoracica: C 3-4, Th 1-7, beidseits
  • Pleura:  Th 2-12 der jeweiligen Körperhälfte (ipsilateral)
  • Lungen: C 3-4, ipsilateral
  • Speiseröhre: Th 1-8, beidseits
  • Magen: Th (5) 6-9, links
  • Leber und Gallenwege: Th (5) 6-9 (10), rechts
  • Bauchspeicheldrüse: Th 6-9, vorw. links
  • Duodenum:Th 6-10, rechts
  • Jejunum: Th 8-11, links
  • Ileum:Th 9-11, beidseits
  • Blinddarm, proximales Colon: Th 9-10, L 1, rechts
  • Distales Colon:Th 9 - L 4, links
  • Rektum:Th 9 - L 4, links
  • Niere und Harnleiter, Th 9 - L 1 (2), ipsilateral
  • Adnexen:Th 12 - L 4, ipsilateral
  • Peritoneum:Th 5-12, beidseits
  • Milz:Th 6-10, links

 

 

Hinweis(e)

Tatsächlich waren die Erkenntnisse von Head bereits zu seiner Zeit nicht neu. Um es genau zu sagen, sind sie schon mehr als 2000 Jahre alt. Sie sind fest verankertes Gedankengut der chinesischen Medizin. Die Arbeiten von Head führten jedoch dazu, dass die westliche Medizin sich seit dieser Zeit intensiver mit den segmental-reflektorischen Beziehungen zwischen Viszeralorganen und der Haut, den viszero-kutanen Reflexen näher beschäftigt.

Literatur

  1. Compston A (2017) Henry Head: a life in science and society. J Neurol Neurosurg Psychiatry 88:716–717

  2. Head H (1893) On the disturbances of sensation with special reference to the pain of visceral disease. Brain 16:1–163

  3. Beissner F et al. (2011) Forgotten Features of Head Zones and Their Relation to Diagnostically Relevant Acupuncture Points. 2011: 240653  https://doi.org/10.1093/ecam/nen088

  4. Hauser W (1970) Die Bedeutung viszero-kutaner Reflexe für die Pathogenese von Dermatosen. In: HA Gotton und W. Schönfeld. Dermatologei und Veneroloogie, Ergänzungsband, Georg Thieme Verlag Stuttgart S.329-388
  5. Putz, R (Hrsg.): Sobotta, Atlas der Anatomie des Menschen. Band 2, 20. Auflage. Urban & Schwarzenberg, München 1993, S. 346.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 28.04.2024