Glycopyrronium

Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2025

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Synonym(e)

ATC Code: A03AB02; Glycopyrroniumbromid; Kindstoff(e): Glycopyrronium bromid

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Definition

Glycopyrronium ist ein Anticholinergikum, das zur Behandlung von Hyperhidrose (Glaser DA et al. 2019), COPD sowie in der Anästhesie angewendet wird. Der Wirkstoff ist ein langwirksamer Acetylcholin-Rezeptorantagonist (long-acting muscarinic antagonist, LAMA).

Pharmakodynamik (Wirkung)

Glycopyrronium ist ein langwirksamer Muskarinrezeptorantagonist der v.a. an die Rezeptoren M1 und M3 bindet. Bei der lokalen Anwendung in den Atemwegen entspannt Glycopyrronium die glatte Muskulatur der Bronchien, indem der Wirkstoff die bronchokonstriktive Wirkung von Acetylcholin auf die glatten Muskelzellen der Atemwege durch Blockade von M1- und M3-Rezeptoren verhindert. Glycopyrronium zeichnet sich durch eine lange Wirkdauer aus und muss nur einmal täglich inhaliert werden. Die sekretionshemmende Wirkung von Glycopyrronium geht ebenfalls auf die Hemmung von Acetylcholin zurück.

Pharmakokinetik

Resorption: Bei Erwachsenen erreicht eine topische Dosis von 66 mg Glycopyrronium eine Cmax von 0,08 ± 0,04 ng/ml, mit einer Tmax von einer Stunde und einer AUC0-24 von 0,88 ± 0,57 h*ng/ml.

Inhaliertes Glycopyrronium ist zu etwa 40% bioverfügbar. Eine 25-µg-Inhalationslösung erreicht eine Cmax von 34,5 pg/ml, mit einer Tmax von < 20 Minuten und einer AUC0-inf von 255 h*pg/ml.

Eine intramuskuläre Dosis von 8 µg/kg erreicht eine Cmax von 3,47 ± 1,48 µg/l, mit einer Tmax von 27,48 ± 6,12 Minuten und einer AUC von 6,64 ± 2,33 h*g/l.

Orales Glycopyrronium hat eine sehr variable Pharmakokinetik und erreicht eine mittlere Cmax von 0,318 ng/ml, eine Tmax von 3,1 Stunden und eine AUC0-24 von 1,74 h*ng/ml.

Glycopyrronium liegt zu 38-44% proteingebunden im Plasma vor. Hierbei wird es an Serumalbumin, Alpha-1-Säure-Glykoprotein sowie andere Plasmaproteine gebunden.

Metabolisierung: Glycopyrronium wird zum inaktiven M9-Metaboliten hydrolysiert. Der Metabolismus wird hauptsächlich durch CYP2D6 vermittelt, in geringerem Umfang von CYP1A2, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19 und CYP3A4.

Elimination: 85% einer intravenösen Dosis wurden im Urin und < 5% in der Galle wiedergefunden. > 80% der wiedergefundenen Dosis ist die unveränderte Muttersubstanz. Der Rest wird als inaktiver M9-Metabolit ausgeschieden. Die mittlere Halbwertszeit von oralem Glycopyrronium beträgt 3,0 Stunden.

Indikation

Der Wirkstoff Glycopyrronium wird bei Erwachsenen mit COPD inhalativ angewendet zur  Bronchodilatation. Weiterhin wird Glycopyrronium parenteral zur Narkosevorbereitung eingesetzt um die Speichel-, Schleim- und Magensaftsekretion zu vermindern. Weitere Anwendungsgebiete sind die Therapie und Prophylaxe von Bradykardien während Operationen. Außerdem wird Glycopyrronium angewendet, um die mitunter schweren Nebenwirkungen von Anti-Muskelrelaxanzien wie Neostigmin und Pyridostigmin zu mindern. Eine neuere Indikation ist die Hyperhidrose (Griffo R et al. 2025). 

 

 

 

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen der inhalativen Anwendung von Glycopyrronium zählen Kopfschmerzen, Mundtrockenheit und Schlafstörungen. Zudem ist das Risiko für Entzündungen des Nasen-Rachen-Raumes, Magen-Darm-Infektionen und Harnwegsinfektionen erhöht.

Gefährlichste Nebenwirkung der intravenösen Gabe von Glycopyrronium sind Herzrhythmusstörungen. Diese treten vor allem nach der Verabreichung von hohen Dosierungen in Kombination mit Neostigmin und Pyridostigmin auf.

Kontraindikation

Glycopyrronium darf in Form der einprozentigen Creme bei Hyperhidrose nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile sowie bei Erkrankungen, die durch die anticholinergische Wirkung von Axhidrox verschlimmert werden können wie z. B.:

  • Glaukom
  • paralytischer Ileus
  • instabiler kardiovaskulärer Status bei akuter Blutung
  • schwere ulzerative Colitis
  • durch ein toxisches Megakolon verkomplizierte ulcerative Colitis
  • Myasthenia gravis
  • Sjögren-Syndrom

Bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit, Glaukom, Obstruktion des Blasenabflusses und Herzinsuffizienz sollte das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden.

Hinweis(e)

Mit Axhidrox® steht seit 2022 ein einprozentiges Therapeutikum (Cremeapplikation) mit Glycopyroniumbromid zur lokalen Behandlung von Hyperhidrose zur Verfügung (Abels C et al. 2021). Topisches Glycopyrronium Tosylate zeigte ebenfalls in mehreren Studien (ATMOS-1/NCT02530281, ATMOS-2/NCT02530294) antihyperhidrotische Wirksamkeit (Pariser DM et al. 2019).

Literatur

  1. Abels C et al. (2021) Eine 1%ige Glycopyrroniumbromid-Creme zur topischen Behandlung der primären axillären Hyperhidrose: Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit aus einer randomisierten, kontrollierten Phase-IIIa-Studie. Br J Dermatol 185:315-322.
  2. Glaser DA et al. (2019) Eine 44-wöchige, offene Studie zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von topischem Glycopyrroniumtosilat bei Patienten mit primärer axillärer Hyperhidrose. Am J Clin Dermatol 20:593-604.
  3. Griffo R et al. (2025) Schwitzen im GRiff-wann eine Operatikon heilen kann. Derma aktuell 06:8-10 
  4. Pariser DM et al. (2019) Topisches Glycopyrroniumtosylat zur Behandlung der primären axillären Hyperhidrose: Patientenberichtete Ergebnisse der randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studien ATMOS-1 und ATMOS-2. Am J Clin Dermatol 20:135-145.

Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2025