Colesevelam

Zuletzt aktualisiert am: 30.06.2025

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Definition

Colesevam ist eine lipidsenkende Substanz aus der Gruppe der Anionenaustauschharze, die zur Senkung des erhöhten Cholesterinspiegels (LDL-C) eingesetzt wird.

Anionenaustauschharze sind die älteste Substanzgruppe der Lipidsenker. Sie haben jedoch in der Behandlung der Hypercholesterinämie mit der Einführung der Statine erheblich an Bedeutung verloren. Nachteilig ist daneben die Darreichungsform und Einnahmemodalitäten sowie die gastrointestinale Unverträglichkeit.

Colesevelam wurde 2004 zugelassen. Es ist in verbesserter Darreichungsform als Tabletten verfügbar und soll daher im Vergleich zu Colestyramin besser anwendbar und besser verträglich sein.

 

Pharmakodynamik (Wirkung)

Colesevelam ist ein nicht resorbierbares, lipidsenkendes Polymer, das Gallensäuren im Darm bindet und deren Rückresorbierung hemmt. Der enterohepathische Kreislauf wird unterbrochen, vermehrt Gallensäuren mit dem Stuhl ausgeschieden und die Gallesäureneusynthese, bei der Cholesterin als Vorläufer benötigt wird, in der Leber gesteigert. Hierduch wiederum wird der Cholesterinspiegel gesenkt.

Im einzelnen kommt aufgrund der Verringerung der Gallesäuren zu verstärkter Aktivität des Leberenzyms Cholesterin-7- α-hydroxylase und es wird vermehrt Cholesterin zu Gallensäuren umgewandelt. Aufgrund des verstärkten Bedarf an Cholesterin in den Leberzellen kommt es zur Steigerung der Transkription und Aktivität der Hydroxy-Methyl-Glutaryl-Coenzym-A-(HMG-CoA-)Reduktase, dem Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese, sowie zur Steigerung der Anzahl der hepatischen Low-Density-Lipoprotein-(LDL) Rezeptoren.  Dies führt neben vermehrter Synthese von Cholesterin in der Leber auch zu vermehrter Aufnahme von LDL-C aus dem Blut, was zur Senkung des LDL-C Spiegels im Blut führt.

Es kann daneben auch zum Anstieg der Very-Low-Density-Lipoprotein- (VLDL) synthese und Anstieg der Triglyceride kommen (Vorsicht bei bereits erhöhten Triglyceridwerten). 

Senkung der LDL-C-Spiegels um ca. 15-18%

Senkung des Gesamt-C um ca. 7 bis 10 %,

Anstieg des HDL-C um ca. 3 %

Anstieg der Triglyceride um ca. 9 bis 10 %.

Senkung von Apo-B um ca. 12 % 

die Wirkung ist innerhalb von wenigen Wochen zu erwarten.

bei Gabe in Kombination mit Statinen kann eine zusätzliche Wirkung in der ungefähr gleichen Größenordnung erwartet werden. Ebenso bei der Kombinationstherapie bei FH.

Colesevelam hat etwas geringere Wirkung auf den LDL-C Wert als Cholestyramin oder Colestipol (in Deutschland nicht mehr im Handel).

 

Pharmakokinetik

Wirkstoff: Colesevelamhydrochlorid 

Colesevelam wird nicht aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Colesevelam kann jedoch in unterschiedlicher Weise die Resorption und den entero-hepatischen Kreislauf und daher  die Bioverfügbarkeit anderer oral verabreichter Arzneistoffe beeinflussen (siehe WW).

Indikation

Kombinationstherapie: zusätzlich zu Statinen und Ezetimib und Lebenstilveränderungen (Ernährung, Bewegung) zur Senkung des LDL-C bei Hypercholesterinämie bzw bei erhöhtem kardiovaskulären Risiko (SCORE2/SCORE2-OP) im Rahmen der Primär- und Sekundärprävention, falls eine ausreichende LDL-C Senkung auf Zielwert durch andere Substanzen allein nicht erreicht werden kann. Auch hier wird Colesevam eher nachrangig eingesetzt, da andere Substanzen mit stärkerer Wirkungsamkeit und nachgewiesener Risikoreduktion auch zur Kombination zur Verfügung stehen.

Monotherapie: zusätzlich zu Lebenstilverânderungen (Ernährung, Bewegung) zur Senkung des LDL-C bei Hypercholesterinämie lediglich nachranig falls andere Substanzen zur Cholesterinsenkung nicht angewendet werden können oder nicht vertragen werden.

Ursachen für sekundäre Hypercholesterinämie (Typ2 DM, Hypothyreose, nephrotisches Syndrom, CKD, Medikamente u.a) sollten zunächst ursächlich behandelt werden.

Zur Behandlung der FH kann Colesevelam in Kombination mit Ezetimib mit oder ohne Statin eingesetzt werden (EMA Zulassung).

Sicherheit und Wirksamkeit ist nur bei Erwachsenen ab 18 Jahren untersucht.

Die Anwendung bei Kindern (0-17J.) ist nur off-label möglich. Es liegen hierzu keine ausreichenden Daten vor (siehe Fachinfo).

Auch für Kinder stehen jedoch zwischenzeitlich zugelassene Substanzen (Statine u.a.) zur Erstlinientherapie zur Verfügung, so daß auch hier eine Anwendung von Colesevelam nur sehr nachrangig in Frage kommen wird.

Schwangerschaft/Stillzeit

Vorsicht bei der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit! Es liegen keine Daten vor!

weitere Hinweise siehe Fachinfo; sowie embryotox Charité Berlin.

Dosierung und Art der Anwendung

Kombinationstherapie: bei Colesevelam in Kombination mit einem Statin, mit oder ohne Ezetimib empfohlene Tagesdosis tägl. 4 bis 6 Tabletten; empfohlene Maximaldosis 6 Ta-
bletten tägl. (2x3 Tabletten jeweils mit den Mahlzeiten oder 6 Tabletten einmal täglich mit 
einer Mahlzeit). Cholestagel kann sowohl mit Statinen als auch mit Ezetimib zeitlich getrennt oder gleichzeitig verabreicht werden (klinische Studien siehe Fachinfo).

Monotherapie: empfohlene Anfangsdosis für Colesevelam 6 Tabletten tägl. (2x3 Tabletten jeweils mit den Mahlzeiten oder 6 Tabletten einmal täglich mit einer Mahlzeit); empfohlene Maximaldosis 7 Tabletten pro Tag.

Einnahme oral nahrungsabhängig mit Flüssigkeit; Tabletten sollen im Ganzen geschluckt und nicht zerbrochen, zerrieben oder zerkaut werden!

Bei gleichzeitiger Einnahme von Substanzen mit möglicher Beeinträchtigung der Resorption (WW) insb. bei geringer therapeutischer Breite (Antiarrhythmika u.v.a) sollte ein zeitlicher Abstand von mind. 4 Std. vor und nach der Einnahme von Colesevelam eigehalten werden!

Therapieansprechen durch Laborkontrolle verifizieren; bei Nichtansprechen sollte die Therapie nicht fortgesetzt werden.

weitere Hinweise siehe Fachinfo.

 

Unerwünschte Wirkungen

häufigiste NW sind gastrointestinale Beschwerden: Flatulenz, Verstopfung, Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie, Abdominalschmerzen, Stuhlanomalien, Übelkeit, Blähungen; gelegentlich auch Dysphagie und Darmverschluss; sehr selten: Pankreatitis.

häufig auch Kopfschmerzen.

gelegentlich Myalgie 

häufig kommt es zu einem Anstieg der Triglyceride und gelegentlich zum Anstieg der Leberwerte.

zu beachten ist, dass die Resorption fettlöslicher Vitamine vermindert sein kann (ggf. Substitution notwendig).

neben den für die Einzelsubstanzen beschriebenen NW sind zusätzliche NW sind durch Kombination mit Statinen und Ezetimib nicht zu erwarten.

 

 

Wechselwirkungen

Colesevelam kann sowohl durch Beeinträchtigung der Resorption als auch durch Unterbrechung des entero-hepatischen Kreislaufs die Bioverfügbarkeit vieler anderer oral verabreichter Arzneimittel beeinflussen.

Wenn eine Wechselwirkung mit einem gleichzeitig anzuwendenden Arzneimittel, bei dem geringfügige Schwankungen des therapeutischen Spiegels klinisch bedeutsam sind, nicht ausgeschlossen werden kann, sollte Colesevelam mind. 4 Stunden vor bzw. frühestens 4 Stunden nach dem gleichzeitig anzuwendenden Arzneimittel verabreicht werden, um das Risiko einer verringerten Resorption des gleichzeitig angewendeten Arzneimittels zu minimieren.

Wenn andere Arzneimittel in verteilten Dosen verabreicht werden, ist zu beachten, dass die erforderliche Colesevelam-Dosis einmal täglich verabreicht werden kann.

bei Substanzen mit Risiko klinisch wirksamer Beeinträchtigung der Bioverfügbarkeit ggf. Blutspiegelkontrolle bzw engmaschige klinische Überwachung.

Auswahl einzelner Substanzen mit Beeinträchtigung der Bioverfügbarkeit:

Olmesartan Einnahme mit 4 Std. Abstand notwendig.

Phenytoin Einnahme mit 4 Std. Abstand notwendig; Phenytoinspiegel überwachen.

gerinnungshemmende Therapie engmaschige Laborkontrolle, gerinnungshemmende Wirkung kann beeinträchtigt sein (Vit. K Resorption vermindert).

Levothyroxin Einnahme mit 4 Std. Abstand notwendig.

Orale Kontrazeptiva unterliegen stark dem entero-hepatischen Kreislauf, daher kann Bioverfügbarkeit eingeschränkt und Wirksamkeit beeinträchtigt sein; Einnahme mit 4 Std. Abstand notwendig.

Ciclosporin signifikante Beeinträchtigung der Bioverfügbarkeit; Einnahme mit 4 Std. Abstand notwendig; engmaschige Spiegelkontrolle notwendig. Einnahmezeitpunkt von Colesevelam und Ciclosporin immer gleich beibehalten um Risiko der Beeinträchtigung zu minimieren.

orale Antidiabetika Bioverfügbarkeit kann reduziert sein; Einnahme mit 4 Std. Abstand notwendig.

Metformin ER (verzögerte Freisetzung) Exposition von Metformin kann erhöht sein!

fettlösliche Vitamine Vit.E, D, K,A, können, insbesondere bei vorbestehender Masabsorption, Malnutrition reduziert sein; ggf. Laborkontrolle und Substitution notwendig.

soweit WW zu Dosisanpassung von gleichzeitig verabreichten Substanzen führt muß dies auch  bei der Beendigung der Therapie mit Colesevelam beachtet und die Dosis ggf. erneut angepasst werden (sonst kann es bei bestimmten Arzneistoffen nach Dosiserhöhung bei Absetzen von Colesevelam zu stark erhöhter bzw. toxischer Wirkung der erhöhten Dosis kommen).

weitere Hinweise siehe Fachinfo!

 

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Bestandteile.
  • Darmverschluss oder Gallengangverlegung.

Bei Triglyceridspiegeln über 3,4 mmol/l ist aufgrund der triglyceridsteigernden Wirkung von Colesevelam Vorsicht geboten (Gefahr des Auftretens von Pankreatitis). Die Sicherheit und Wirksamkeit ist bei Patienten mit Triglyceridspiegeln über 3,4 mmol/l nicht erwiesen!

Sicherheit und Wirksamkeit ist bei Patienten mit Dysphagie, Schluckbeschwerden, schweren gastrointestinalen Motilitätsstörungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Leberinsuffizienz oder größeren Magen-Darm-Operationen ist nicht erwiesen. Colesevelam bei diesen Erkrankungen nur mit Vorsicht anwenden!

Es kann Obstipation verursacht oder verschlimmert werden. Das Risiko von Obstipation sollte besonders bei Patienten mit KHK und Angina pectoris beachtet werden!

Präparate

Colesevelam Cholestagel® 625mg

Literatur

Colesevelam Fachinfo Cholestagel® 

Karow T, Lang-Roth R. Allgemeine und spezielle Pharmakologie 32. Aufl. 2024/25.

Zuletzt aktualisiert am: 30.06.2025