Atorvastatin

Autor:Dr. med. Christina I. Hirth

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Zuletzt aktualisiert am: 24.08.2025

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Definition

Substanz aus der Gruppe der Statine.

Wirkprinzip: kompetitive, reversible Hemmung der HMG-CoA-Reduktase (geschwindigkeitsbestimmendes Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese; Reduktion der endogenen Cholesterinsynthese und Senkung des Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinspiegels.

Pharmakokinetik

Atorvastatin: vollsynthetisch hergestelltes Statin; gehört zur Gruppe der hochwirksamen Statine mit max. mögl. LDL Senkung dosisabhg. von 50 bis 55 %.

HWZ 14 Std; Statin mit langer Wirkdauer und langsamer Elimination;

hohe Plasmaeiweisbindung ca. 98%;

lipophiles Statin; durchdringt die Zellmembran über freie Diffussion und wirkt verbreitet in verschiedenen Geweben, im Gegensatz zu hydrophilen Statinen, die sich an polare Zelloberflächen anlagern, nur über aktiven Transport in die Zellen aufgenommen werden und möglicherweise mehr leberspezifische Wirkung haben.

Metabolisierung hauptsächlich über CYP3A4; daneben auch glukuronidiert und  durch OATPB1 (organic aniontransporting polyprotein) eliminiert; sowohl Substrat als auch Inhibitor von P-gp (permeability glycoprotein) und hat daher sehr hohes Potential für WW mit anderen Substanzen.

Kann aufgrund des starken first pass Effekts (sehr starke Metabolisierung durch Cyp P450 Enzymsystem) bei eingeschränkter Leberfunktion bis zu 11fach verstärkter Cmax und 16 fachem Anstieg der AUC (Bioverfügbarkeit) führen! bei chronischer Lebererkrankung bzw. eingeschränkter Leberfunktion daher nicht anwendbar!

Elimination vorwiegend über Galle; jedoch kein wesentlicher enterohepatischer Kreislauf;

nur sehr geringe Ausscheidung über die Niere, daher Mittel der Wahl bei CKD bzw. eingeschränkter Nierenfunktion.

hohes Potential für WW mit anderen Substanzen und daher hohes Risiko für Auftreten und Verstärkung von myotoxischen und anderen NW aufgrund Wirkungsverstärkung. Insbesondere wichtig bei älteren multimorbiden Patienten und anderen Patienten mit Polypharmakotherapie!

Indikation

Behandlung auf der Basis und in Kombination mit Lebensstilveränderung (Ernährungsumstellung, Bewegung, ggf. Rauchstopp) entspr. Leitlinien (Mach F. et al 2020).

Hypercholesterinämie, Dyslipidämie 

Primärprävention: bei erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankung (≥10% SCORE2/SCORE2-OP).

Sekundärprävention: bei bereits vorliegender kardiovaskuläre Krankheit bzw. schwerwiegendem Ereignis in der Vorgeschichte.

homozygote und heterozygote FH (ab 10 Jahren).

Bei Kindern altersabhängige Höchstdosen beachten, Behandlung und Überwachung nur vom Spezialisten (Leitline).

Schwangerschaft/Stillzeit

Cholesterin und andere Zwischenprodukte der Cholesterinbiosynthese sind essentiell wichtig in der embryonalen und fetalen Entwicklung und notwendig für die Synthese von Steroiden und Zellmembranen!

Statine sind daher kontraindiziert in Schwangerschaft und in der Stillzeit.

Das potentielle Risiko einer Schädigung rechtfertigt eine Therapiepause 

Frauen und junge Mädchen im gebährfähigen Alter brauchen eine effektive Empfängnisverhütung (Wechselwirkungen beachten!)

bei unerwarteter Schwangerschaft unter Behandlung siehe Embryotox Charité

Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung entspr. Leitlinien nach angestrebtem Zielwert mit geringster notwendiger Dosis ggf. Dosissteigerungen in 4 - 6 Wochen Abständen; hohe Dosierungen vermeiden ggf. bereits frühzeitig Kombinationstherapie (Ezetimib), individuelle Patientenfaktoren mit beachten.

Verdopplung der Dosis bringt nur noch ca. 6% zusätzliche LDL-C Reduktion, aber höheres Risiko für NW da NW dosisabhängig!

Einnahme: oral als Tablette, 1x täglich, nahrungsunabhängig

Einnahmezeit bevorzugt abends, verbesserte Wirksamkeit, da Cholesterinsynthese tageszeitabhängig mit höchster Cholesterinsynthese nachts bzw. frühe Morgenstunden. Bei Atorvastatin ist da lange HWZ Einnahme auch zu jeder anderen Tageszeit möglich

wichtig: tägl. Einnahmezeit sollte immer beibehalten werden um Schwankungen in der Wirkstärke zu vermeiden.

Therapieadhärenz ist wichtig und sollte mit Patienten besprochen werden!

Unerwünschte Wirkungen

häufig: leichte NW wie Kopfschmerzen, Schwindel, Myalgien, gastrointestinale Beschwerden.

häufig: Verschlechterung Blutglukosewerte, Erstmanifestation Diabetes insb. bei Prädisposition (Prädiabetes, Adipisitas metabolisches Syndrom)

schwere NW sind selten: Myositis, Myopathie, Rhabdomyolyse (Gefahr von Nierenversagen), hepatotoxische Schädigung, Leberwerte ≥3fach Normwert; Gelbsucht, Schwäche, Krankgeitsgefühl und Fieber. 

Einzelfälle: IMNM; interstitielle Lungenerkrankung, Überempfindlichkeitsreaktion, Angioödem.

weitere Angaben und Details siehe Fachinfo!

Wechselwirkungen

Enzymsysteme/Carrier und Auswahl von Substanzen mit Interaktionspotential (Inhibition), Risiko für Konzentrationsantieg und Gefahr von NW bei Behandlung mit Atorvastatin.

CYP3A4

Amiodaron, Amlodipin (CYP3A5), Aprepitant, Cilostazol, Cimetidin, Clarithromycin, Conivaptan,Ciclosporin, Cobicistat, Diltiazem, Erythromycin, Fluconazol (höhere Dosen), Fluvoxamin, Grapefruit, Idelalisib, Imatinib, Isavuconazol, Itraconazol, Netupitant, Posaconazol, Ritonavir, Voriconazol

P-gp (ABCB1)

Amiodaron, Azithromycin, Captopril, Carvedilol, Chinidin, Cimetidin, Clarithromycin, Colchicin, Conivaptan, Ciclosporin, Diltiazem, Dronedaron (potent), Erythromycin, Itraconazol, Nicardipin, Protease-Inhibitoren (HIV), Ranolazin, Ticagrelor, Verapamil

OATP1B1

Carbamazepin, Clarithromycin, Ciclosporin, Erythromycin, Gemfibrozil, Protease-Inhibitoren (HIV), Roxithromycin, Sacubitril

Cyp3A4 (Cyt P450 3A4) Interaktionen können Konzentration von Atorvastatin stark erhöhen. Gefahr von schwerer Myopathie mit Rhabdomyolyse und Nierenversagen! Ausserdem Interaktion durch hepatischen Transportproteinen (OATP1B1,OATP1B3), MRP1, BCRP und p Glykoprotein möglich! WW sind daher generell bei vielen Substanzen möglich! 

Glecaprevir/Pibrentasvir: gleichzeitige Anwendung mit Atorvastatin ist kontraindiziert

Gemfibrozil: Atorvastatin vermeiden;

Fusidinsäure (systemische Anwendung): Therapiepause plus 7 Tage für die Dauer der Anwendung.

Ciclosporin, HIV-Protease-Inhibitoren (Tipranavir/Ritonavir), Hepatitis-C-Protease-Inhibitoren (Telaprevir): nicht mehr als 10 mg täglich!

Letermovir: nicht mehr als 20 mg!

Nur unter sehr strenger Nutzen-Risiko Abwägung mit Vorsicht anwenden und niedrigste notwendige Dosis verwenden bei:

HIV-Protease-Inhibitoren (Lopinavir/Ritonavir, Saquinavir/Ritonavir, Darunavir/Ritonavir, Fosamprenavir, Fosamprenavir/Ritonavir, Nelfinavir),

Hepatitis-C-Protease-Inhibitoren (Boceprevir, Elbasvir/Grazoprevir, Simeprevir*),

Erythromycin, Clarithromycin,

Itraconazol,

Fibrate (ausser Gemfibrozil),

Colchicin,

Niacin,

Antimykotika des Azol-Typs

HCV NS5A/NS5B-Inhibitoren

Diese Angaben stellen nur eine Auswahl dar! Weitere Interaktionen müssen im Einzelfall individuell abgeklärt werden! weitere Informationen siehe Fachinfo! oder Datenbanken zu Arzeimittelinteraktionen.

Beachtet werden sollte auch, daß durch Statine die Wirkung von Begleitmedikation verändert werden kann und auch hierduch sich zusätzlich Unverträglichkeiten ergeben können!

Wechselwirkungsstudien wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt.

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe
  • Patienten mit aktiver Lebererkrankung oder unklarer dauerhafter Erhöhung von Serum-Transaminasen auf ≥3-fache des Normwertes.
  • Schwangerschaft und Stillzeit.
  • Kombination mit den Virostatika Glecaprevir/Pibrentasvir zur Behandlung einer Hepatitis-C Infektion.
  • Cyclosporin 

weitere Hinweise siehe Fachinfo!

Präparate

Atorvastatin (Sortis® ​​​,​​​​​​Generika) 10 mg, 20 mg, 40 mg, 80 mg (ab 10 Jahren)

Literatur

Fachinfo Rote Liste Atorvastatin 

Mach F et al (2020). 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS) European Heart Journal 41;1:111-188  https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz455

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