Gartenwolfsmilch
Synonym(e)
Codiaeum variegatum; Croton-Wunderstrauch; Gartenwolfsmilch; Garten-Wolfsmilch; Ingenol; Ingenolmebutat; Ingenol-Mebutat; Peplin
Definition
Bis 1 m hoch wachsende krautige Pflanzen mit rot, gelb und grün gefärbten, gemusterten Blättern, die auch in ihrer Form variieren können, aus der Familie der Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse). Die Pflanze führt einen milchig-trüben, giftigen Saft, der rasch zu einem gummiartigen Film (Latex) oxidiert. Desweiteren runde Kapselfrüchte. Blütezeit: Juli bis Oktober, Fruchtreife: September bis Oktober.
Vorkommen
Ursprünglich aus Südostasien (Indonesien, Polynesien, Malaysischer Archipel) stammend, vor etwa 180 Jahren nach Europa eingeführt. Heute in vielen tropischen Gärten auf der ganzen Welt angepflanzt und in vielen Haushalten als eine der beliebtesten Zimmertopfpflanzen, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA verbreitet. Mehr als 100 Sorten sind im Handel, von denen einige sogar so bekannte Bezeichnungen wie "Zar Alexander III" oder "Baron de Rothschild" tragen.
Anwendungsgebiet/Verwendung
- Verwendung findet der Milchsaft, roh oder abgekocht, als Abführmittel, Abortivum, schweißtreibendes- und Hustenmittel.
- Der Milchsaft der Gartenwolfsmilch (Euphorbia peplus) findet seit Jahrhunderten Anwendung bei Warzenerkrankungen. In einer größeren Studie (222 Pat.) konnte eine klinische Wirksamkeit des aus dem Saft der Wolfsmilch extrahierten Peplin (Wirkstoff Ingenolmebutat) nachgewiesen werden (Ingenol-Mebutat-Gel 0,025-0,05%, Picato® Gel). Die Behandlung erfolgte über 3 Tage. Das pathogenetische Prinzip dieser Therapieform ist bislang unbekannt. Seit 2020 ist Picato® Gel nicht mehr in der EU zugelassen.
- Mit Ingenolmebutat stand ein Wirkstoff aus der Gartenwolfsmilch zur Behandlung der aktinischen Keratosen zur Verfügung, 2012 von der EMA und BfArM genehmigt und zugelassen als Ingenol-Mebutathaltiges-Gel (Picato®Gel) zur externen Anwendung bei aktinischen Keratosen. Im Jahr 2020 wurde die Zulassung von der EMA und BfArM wegen V.a. Induktion von Plattenepithelkarzinomen in dem behandelten Areal wieder entzogen: Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die Überprüfung von Picato® mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass das Arzneimittel das Hautkrebsrisiko erhöhen kann und die Risiken den Nutzen überwiegen.
Eingeschränkte Indikation
Verrucae vulgares, Aktinische Keratosen. s. unter Ingenolmebutat, Zulassung ruht seit Januar 2020 für das Präparat Picato®
Unerwünschte Wirkungen
- Giftige Pflanzenteile: Milchsaft, Rinde, Wurzeln. Der Milchsaft der meisten Euphorbiaceen ist primär H- und Schleimhaut-reizend.
- Verantwortlich zeichnen die in dieser Familie weit verbreiteten Terpene und Phorbolester, deren Irritationspotenz besonders stark ausgeprägt ist. Darüber hinaus haben sie einen nachgewiesenen kokarzinogenen Effekt.
- Sensibilisierungspotenz: Mittelstark. Sensibilisierungshäufigkeit: Selten.
Bei Verzehr: Reizungen des Oropharynx, gastroenteraler Reizung mit Brechdurchfall.
Bei Augenkontakt: Keratokonjunktivitis, ggf. Uveitis, ggf. dauerhafte Schädigung der Sehkraft möglich.
Literatur
- Anderson L et al. (2009) Randomized, double-blind, double-dummy, vehicle-controlled study of ingenol mebutate gel 0.025% and 0.05% for actinic keratosis. J Am Acad Dermatol 60:934-43.
- Cateni F et al. (2003) Terpenoids and glycolipids from euphorbiaceae. Mini Rev Med Chem 3: 425-437
- Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag, Landsberg/München
- Montag A (2023) Pflanzen und Haut. Springer-Verlag GmbH. S. 1003-1005. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63014-3_7
- https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RV_STP/m-r/picato.html