Pharmakodynamik (Wirkung)
Glinide wirken in der Basalmembran durch die Sulfonylharnstoffrezeptor- Konfiguration (Schatz 2006). Sie führen zu einer kurzfristigen Insulinsekretion aus den Beta- Zellen, indem sie die ATP- sensitiven Kaliumkanäle blockieren (Herold 2020) und haben dadurch eine ausgeprägte Wirkung auf die postprandiale BZ- Glukose (Scherbaum 2008). Der Nüchtern- BZ hingegen wird kaum beeinflusst (Herold 2020).
Glinide werden zwischen 90 % – 99 % an Plasmaproteine gebunden (Mehnert 2003)
Indikation
Die Indikation für eine Behandlung mit Gliniden ist ein normgewichtiger (Freissmuth 2020) Typ 2 Diabetiker mit noch vorhandener endogener Insulinproduktion, der trotz Ernährungs- und Bewegungstherapie nur befriedigend eingestellt werden kann und bei gleichzeitig bestehender Niereninsuffizienz Stufe 3. Die Erstattung durch die GKV ist inzwischen ausschließlich ab einer eGFR < 25 ml / min. möglich (Herold 2020).
Dosierung und Art der Anwendung
Voraussetzung für eine Behandlung mit Gliniden sind eine entsprechende Schulung und eine gute Compliance des Patienten (Herold 2020).
Wegen der kurzen Halbwertszeit von 1 – 1,4 h (Scherbaum 2008) sollte die Einnahme unmittelbar vor den (Haupt-)Mahlzeiten erfolgen (Diederich 2020).
Dosierungsempfehlung: Repaglinid 0,5 – 2,0 mg / d. Initial sollte mit der niedrigsten Dosis begonnen werden und anschließend - je nach BZ- Werten – die Dosis entsprechend angepasst werden (Herold 2020). Die Maximaldosis liegt bei 16 mg / d, die der Einzeldosis bei max. 4 mg (Scherbaum 2008).
Bei mittelschwerer bis schwerer Niereninsuffizienz ist die Dosis ggf. zu reduzieren (Schatz 2006).
Repaglinid ist zur Kombinationstherapie mit Metformin zugelassen (Scherbaum 2008).
Unerwünschte Wirkungen
- Hypoglykämierisiko ist niedriger als bei Sulfonylharnstoffen
- gastrointestinale Beschwerden
- Anstieg der Leberenzyme (selten)
- Allergien
- Sehstörungen (Herold 2020)
- bisweilen Gewichtszunahme (Scherbaum 2008)
- cholestatischer Ikterus (Freissmuth 2020)
Kontraindikation
- Kombination mit Gemfibrozil (Herold 2020)
- Kombination mit anderen durch CYP2C8 metabolisiertem Wirkstoff
- Typ 1 Diabetes
- azidotische Stoffwechseldekompensation
- Präkoma
- Koma
- komplettes Sekundärversagen einer Behandlung mit Sulfonylharnstoffen bzw. deren Analoga
- schwere Lebererkrankungen
- Pankreatektomie
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Unfälle
- operative Eingriffen
- Entzündungen
(Scherbaum 2008)
Wechselwirkungen
Die Gefahr von Hypoglykämien ist erhöht bei gleichzeitiger Gabe von:
- ACE- Hemmern
- Beta- Blockern (können hypoglykämische Symptome kaschieren [Freissmuth 2020])
- Glukokortikoiden
- Salicylaten
- Schleifendiuretika
- Thiaziden
(Freissmuth 2020)
Präparate
In Deutschland ist ausschließlich Repaglinid zugelassen. Da bislang keine Wirksamkeitsbelege zur Risikoreduktion klinischer Endpunkte vorliegen, ist das Medikament kaum noch im Rahmen der GKV erstattungsfähig (s. o. „Indikationen“).
(Herold 2020)