Synonyme
Pfeifendes Atemgeräusch;
Erstbeschreiber
Die nur wenige Minuten anhaltende, harmlose Stimmbanddysfunktion wurde erstmals von Robley Dunglison beschrieben. Seit 1974 wird diese auch als „Münchhausen Stridor“ bezeichnet (Stier 2018).
Synonyme
Pfeifendes Atemgeräusch;
Erstbeschreiber
Die nur wenige Minuten anhaltende, harmlose Stimmbanddysfunktion wurde erstmals von Robley Dunglison beschrieben. Seit 1974 wird diese auch als „Münchhausen Stridor“ bezeichnet (Stier 2018).
Beim Stridor handelt es sich um eine abnormale Luftpassage, die zu einem pfeifenden Atemgeräusch unterschiedlicher Tonhöhe führt (Herold 2022 / Pfleger 2016).
Man differenziert zwischen einem inspiratorischen und einem exspiratorischen Stridor (Pfleger 2016).
Einen inspiratorischen Stridor findet man z. B.
- Supralaryngeal:
- akut bei:
- pharyngealem oder retrotonsillärem Abszess
- Säuglingsrhinitis
- chronisch bei:
- Thyreoglossuszyste
- Choanalstenose
- Mikrognathie
- Makroglossie
- supraglottisch:
- akut bei:
- Fremdkörperingestion
- Epiglottitis
- Trauma (Inhalation)
- chronisch bei:
- Larynxzyste
- Laryngomalazie (benigner kongenitaler Stridor [Rosenecker 2008])
- Tumor
- glottisch / subglottisch:
- akut bei:
- Glottisödem
- diphterischer Croup (auch als „echter Croup“ bezeichnet)
- Laryngitis subglottica
- Stimmbanddysfunktion
- Fremdkörper im Larynx oder Ösophagus, der eine Kompression bewirkt
- Laryngospasmus
- chronisch bei:
- Tumor
- Larynxpapillomatose
- Arthritis der Kehlkopfgelenke
- Larynxsegel
- Stimmbandparese
- subglottische Stenose (angeboren oder erworben) (Michalk 2018)
Einen exspiratorischen Stridor findet man z. B.
- akut bei:
- endobronchialem Fremdkörper
- obstruktiver Atemwegserkrankung
- chronisch bei:
- Bronchialsegel
- Gefäßanomalie
- Endobronchialtumor
- Bronchomalazie
- Kompression durch Lymphknoten (Michalk 2018)
Einen biphasischen Stridor findet man z. B.
- akut bei:
- bakterieller Tracheitis
- chronisch bei:
- Trachealsegel
- tracheale Kompression durch Gefäßanomalie
- Tracheomalazie
- Knorpelfehlanlage (Michalk 2018)
Stridor kann akut oder chronisch verlaufen (Skirko 2022). Die Frequenz spielt ebenfalls eine Rolle bei der Diagnostik:
Dieses deutet auf eine Enge im Bereich der Glottis hin.
Einen mittelfrequenten Stridor findet man bei einer subglottischen Enge.
Diese findet sich bei einer supraglottischen Obstruktion (Michalk 2018).
Ein Stridor ist altersabhängig und tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf.
Am häufigsten (mit 26 %) findet sich in einer Studie von Parmar (2020) der Stridor bei Kindern zwischen 1 – 5 Jahre, gefolgt von < Einjährigen mit 16 %, 6 – 10 jährigen in 10 %. Im Erwachsenenalter tritt der Stridor am häufigsten mit 0,6 % bei 36 – 40 jährigen auf.
Selvam et al. (2017) hingegen fanden den Stridor mit ca. 70 % bei < 1 jährigen, gefolgt von 30 % im Alter zwischen 1 – 12 Jahren.
Die Inzidenz des Post- Extubations- Stridors liegt nach > 24stündiger endotrachealer Intubation zwischen 4 – 10 % (Tanaka 2021)
Ein Stridor entsteht durch eine Obstruktion der oberen Luftwege (Pfleger 2016). Diese kann ausgelöst werden durch:
- Larynxödem (Tanaka 2021)
- Parainfluenza
- Epiglottitis
- Verlegung der Atemwege
- Struma
- Herzkreislaufstillstand
- tonisch– klonische Krampfanfälle
- angeborene Erkrankungen der Aorta (Kasper 2015)
- angeborene Anomalien (Pfleger 2016) wie z. B. eine Laryngomalazie (Skirko 2022)
- Motoneuronenerkrankung = MND (seltene Ursache [Gordon 2021])
- als Post- Extubations- Stridor (PES [Tanaka 2021])
Der akute Stridor wird i. d. R. durch virale bzw. bakterielle Infektionen oder durch Fremdkörperaspirationen ausgelöst, während die chronische Verlaufsform meistens durch eine angeborene Anomalie der Kehlkopfstrukturen, angeborene subglottische Hämangiome oder eine Stimmlippenparese verursacht wird (Skirko 2022).
Bei einer glottischen oder supraglottischen Obstruktion entsteht bei der Atmung ein inspiratorisches Geräusch.
Liegt die Obstruktion unterhalb der Glottis und / oder liegt eine schwere Obstruktion der oberen Atemwege vor, so tritt der Stridor bei der Exspiration auf (Pfleger 2016).
Extrathorakaler Stridor:
Dieser entsteht in den oberen Atemwegen, der oberen Trachea bis hin zur subglottischen Region und manifestiert sich als inspiratorischer Stridor.
Intrathorakale Stridor:
Der intrathorakale Stridor hat seinen Ursprung in der unteren Trachea bzw. den Bronchien und äußert sich als exspiratorischer Stridor.
Biphasischer Stridor:
Einengungen im Bereich der mittleren Trachea äußern sich sowohl inspiratorisch, als auch exspiratorisch und werden als sog. biphasischer Stridor bezeichnet (Michalk 2018).
Symptome treten bei einer subglottischen Stenose erst ab einer Stenosierung von > 50 % auf. Die häufigsten Symptome sind Dyspnoe, chronischer Husten, Giemen (Jering 2021), Veränderung der Stimme, Probleme beim Schlucken, Schmerzen im Bereich des Rachens (Parmar 2020).
Hierbei kommt es anfänglich zu plötzlichem Husten, Dyspnoe, pfeifender Atmung, Stridor und eventuell einer Zyanose (Eich 2015).
Der Stridor entwickelt sich bei einer Laryngomalazie meistens in den ersten 1 – 2 Lebensmonaten und ist positionsabhängig. Er beeinträchtigt i. d. R. das Wachstum und die Entwicklung nicht. Lediglich bei einer schweren Form der Laryngomalazie kann es zu einer Zyanose, Problemen bei der Nahrungsaufnahme und unzureichender Gewichtszunahme kommen (Skirko 2022).
Bei einem subakuten Beginn mit Dysphonie, Dyspnoe und Stridor sollte auch immer eine Motoneuronenerkrankung in Betracht gezogen werden (Gordon 2021).
Anamnestisch sind insbesondere Vorerkrankungen im Hals- Thoraxbereich zu erfragen sowie ein etwaig bestehendes Tumorleiden, Asthma bronchiale. Wichtig ist außerdem der zeitliche Verlauf des Stridors.
Bei der körperlichen Untersuchung ist primär zu klären, ob die Notwendigkeit einer notfallmäßigen Intervention erforderlich ist (Brunkhorst 2021).
Zur Larynx- Diagnostik ist eine a. p. Weichteilaufnahme erforderlich und zur Epiglottis- Diagnostik eine laterale Weichteilaufnahme. Die Röntgenuntersuchung mit hoher KV- Belastung ist aber eher von nachrangiger Bedeutung. (Michalk 2018).
Der Larynxultraschall (LUS) stellt eine nicht- invasive Untersuchungsmethode dar und wird in erster Linie bei Kindern zur Diagnostik eines Stridors eingesetzt. Die Sensitivität liegt hinsichtlich allgemeiner Kehlkopferkrankungen bei 87 % und die Spezifität bei 100 % (Friedman 2019).
Die Bronchoskopie stellt die wichtigste Untersuchungsmöglichkeit dar.
Die starre Bronchoskopie sollte bei einer höhergradigen Stenose oder Manipulation an zentralen Atemwegsstenosen zur Absicherung der Atmung verwendet werden (Brunkhorst 2021).
Mit Hilfe der flexiblen Bronchoskopie können die Stimmbandbewegung, die laryngeale bzw. tracheale Stabilität besser beurteilt werden (Schramm 2020).
Hiermit lassen sich Einengungen im Bereich des Ösophagus lokalisieren (Michalk 2018).
Eine MRT des Halses dient in erster Linie der Darstellung des Retropharynx, Mediastinums und der großen Gefäße (Michalk 2018)
Mit Hilfe der Spirometrie und der Flussvolumenkurve können fixierte und dynamische extra- oder intrathorakale Stenosen der Atemwege differenziert werden (Brunkhorst 2021).
Die Bodyplethysmographie gibt Hinweise auf zentrale Stenosen oder Obstruktionen der Bronchien. Zusätzlich kann hierbei bei V. a. Asthma bronchiale ein bronchialer Provokationstest mit Methacholin erfolgen (Brunkhorst 2021).
Beim Stridor richtet sich die Therapie nach der Ursache der Erkrankung.
Ein angeborener Stridor wächst sich normalerweise mit der Zeit aus. Sollte es jedoch zu Störungen der Entwicklung bzw. Nahrungsaufnahme der Kinder kommen, empfiehlt sich eine Vorstellung beim HNO- Arzt (Skirko 2022).
Beim angeborenen Stridor können operative Maßnahmen wie z. B. eine Supraglottoplastik erforderlich werden (Skirko 2022).
Die Prognose ist ebenfalls abhängig von der den Stridor verursachenden Ätiologie.
Allgemeine Information
Beim Stridor kann es sich sowohl um ein akut lebensbedrohliches Geschehen handeln oder um eine harmlose Störung (Michalk 2018).