AmöbenabszessL02.9

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor:Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 02.09.2018

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Synonym(e)

Abszess tropischer; Amöbenleberabszess; amoebic liver abscess; tropischer Abszess

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Definition

Invasive extraintestinale Form einer Infektion mit Amöben. Metastatisch entstandener Abszess bei Amöbiasis. Befallen werden v.a. der rechte Leberlappen, seltener Gehirn oder Lungen.

Erreger

Protozoen der Spezies Entamoeba histolytica, Gattung Entamoeba (Ruhr-Amöben).

Vorkommen/Epidemiologie

  • Weltweite Prävalenz: ca. 50 Mio. Menschen erkranken jährlich weltweit an invasiver Amöbiasis, bis zu 100.000 Todesfälle jährlich (WHO, 1997).
  • Vorkommen: überwiegend in warmen Ländern mit niedrigem hygienischen Standard, autochtone Infektionen in gemäßigten Zonen sehr selten (u.a. Sielarbeiter), Vorkommen bei männlichen Homosexuellen (oral-anale Kontakte, Enddarmspülungen).

Ätiopathogenese

Fäkal-orale Aufnahme von Zysten mit kontaminierten Nahrungsmitteln. Freisetzung von kleineren, vegetativen Formen, sogenannten Minutaformen (Trophozoiten) aus Zysten im Darm. Trophozoiten vermehren sich durch Zweiteilung und bilden Zysten, die im reifen, vierkernigen Zustand mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Wenn Trophozoiten in die Darmwand eindringen und Erythrozyten phagozytieren, werden diese zu sogenannten Magnaformen.

Manifestation

Amöbenleberabszess: vorwiegend sind Männer betroffen (m:w = 5:1).

Lokalisation

Vorwiegend im rechten Leberlappen. Ausbreitung in Pleura, Perikard und Gehirn ist möglich.

Klinisches Bild

Akut einsetzende, krampfartige Oberbauchschmerzen (vorwiegend rechtsseitig) mit Ausstrahlung in Rücken, Thorax oder Schulter. Oft besteht Hepatomegalie. Fieber. Die Haut ist i.d.R. nicht betroffen.

Diagnose

  • Im Stuhl:
    • Stuhl-Mikroskopie (Sensitivität von 70%): MIFC-Methode im Stuhl (bevorzugt im Nativstuhl, frischer Stuhl/Schleimflocke [in 3 Stuhlproben]).
    • Antigen-Nachweis (ELISA, Sensitivität mt Mikroskopie vergleichbar)
    • PCR (höchste Sens0tivgtät).
  • Im Serum (Hinweis auf Invasion):
    • Serumantikörper (ELISAA
    • Transaminasen, Cholestaseparameter
    • Entzündungsparameter
    • Blutbild
    • Elektrolyte.
  • Im Punktat:
    • Mikroskopie
    • PCR.
  • Bildgebung (Abszess):
    • Abdomensonographie
    • CT.

Differentialdiagnose

Erkrankungen, die mit ähnlicher Klinik einhergehen können:

Komplikation(en)

Perforation. Bei hämatogener Streuung: Pleuraempyem, Lungenabszess, hepatobronchiale Fistel, Perikardabszess.

Therapie

  • Standard: Metronidazol 3mal/Tag 10 mg/kg KG (max. 3mal/Tag 800 mg) i.v. oder oral über 10 Tage (Dosierung für Erwachsene und Kinder).
  • In leichten Fällen: Tinidazol 2 g/Tag oral für 5 Tage (Kinder: 30 mg/kg KG/Tag, maximal 2 g/Tag). Tinidazol ist nicht mehr in Deutschland zugelassen, aber über Auslandsapotheke zu beziehen ( Off-Label-Use)
  • Anschließend Zystenbehandlung: Paromomycin 3mal/Tag 500 mg/Tag p.o. über 9-10 Tage (Kinder: 10 mg/kg KG/Tag).
  • Alternativ: Diloxanidfuroat, Nimorazol, Chloroquin.
  • Bei Schwangeren: Behandlung indiziert (allerdings sollten 5-Nitroimidazole im 1. Trimester nicht gegeben werden).

Hinweis(e)

  • Symptomatische Amöbiasis: Anzeigepflichtige Berufskrankheit (im Rahmen einer beruflichen Exposition), Nr. 3101 bzw. 3104 der Liste der Berufskrankheiten.
  • Aktuelle Therapieempfehlungen sind den AWMF-Leitlinien zu entnehmen.

Literatur

  1. AWMF Leitlinie Diagnostik und Therapie der Amöbenruhr und des Amöbenleberabszesses. Stand 02/2006
  2. Bercu TE et al. (2007) Amebic colitis: new insights of pathogenesis and treatment. Curr Gastroenterol 9: 429-433
  3. Nagar AB (2007) Isolated colonic ulcers: diagnosis and mangement. Curr Gastroenterol Rep 9: 422-428
  4. Salles JM et al. (2007) Invasive amoebiasis: an update of diagnosis and management. Expert Rev Anti Infect Ther 5: 893-901

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 02.09.2018