Acanthamöben-Infektion

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 15.11.2019

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Synonym(e)

Acanthamoeba sp.; Akanthamöben-Infektion

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Definition

Acanthamoeba sind Erreger einer Amöbenkeratitis (v.a. bei Kontaktlinsenträger) und bei Immunsupprimierten (z.B. HIV-Infizierten) Auslöser einer häufig letal endenden granulomatösen Amöben-Enzephahalitis. Selten wurden bei HIV-Infizierten kutane Läsionen beobachtet (chronische Granulome, Ulzera). Balamuthia mandrillaris kann auch Menschen ohne erkennbaren Immundefekt infizieren.

Erreger

Akanthamöben sind eine Gattung ubiquitär vorkommender Protozoen (Wasser, Boden, Luft, oberer Respirationstrakt) und gehören zur Familie der Acanthamoebidae. In zystischer Form können sie über mehrere Jahre überdauern. Unter geeigneten Umweltbedingungen geht die Zyste Form des Erregers in seine aktive Form über (Trophozoit) und ist dann in der Lage in ein Gewebe einzudringen.

Klinisches Bild

Infektionen erfolgen in den Industriestaaten v.a. durch direkte Inokulation mittels Kontaktlinsen die ungeeignet gereinigt wurden (z.B. kontaminierte Reinigungslösung oder Leitungswasser bzw. Speichel). Eine weiterer Infektionsweg und Infektionsort sind die Atemwege (Einatmen von kontaminiertem Staub). Insbesondere immunsupprimierte Patienten sind anfällig für aktive Akanthamöbeninfektionen (Tananuvat N et al. 2019).  

Klinisch bedeutsam sind:

  • Augeninfektionen (Akanthamöbenkeratitis)
  • Atemwegsinfektionen
  • ZNS-Befall mit hoher Letalität (granulomatöse Amöben-Enzephalitis); über die Lungen oder verunreinigte Wunden, aber auch auf direktem Weg durch das Riechepithel können Amöben in das Gehirn gelangen. Acanthamoeba-Arten sowie nahe verwandte Balamuthia mandrillaris verursachen eine granulomatöse Amöbenenzephalitis (GAE).

Diagnose

Mikroskopische Darstellung der Zysten aus einem Abstrichpräparat von der Hornhaut uner Zugabe von 10% Kaliumhydroxid. Auch eine PAS-Färbung ist möglich.  

Kultur: auf nähstoffreichem, mit abgetöteten Escherichia coli bestückten Agar

Immunhistochemisch: Nachweis von Amöbenantigen mittels PCR

Konfokale In-vivo-Mikroskopie: Nachweis in entsprechend ausgerüsteten ophthalmologischen Praxen mittels konfokaler In-vivo-Mikroskopie der Hornhaut.

 

Therapie

Bei Immunsupprimierten: gezielte Optimierung des Immunstatus.

Acanthamoeba-granulomatöse Amöben-Enzephalitis: Berichte über eine erfolgreiche Therapie mit einer Kombination aus Pentamidin, Sulfadiazin, Flucytosin und entweder Fluconazol oder Itraconazol liegen vor.

Externe Therapie

Amöbenkeratitis: Behandlung mit Lokaltherapeutika wie Chlorhexidin, Neomycin, Paromomycin, Azolantimykotika, Propamidine-isetionat sowie antiinflammatorischen Glukokortikoiden. Therapie über mehrere Monate.

Literatur

  1. Bunsuwansakul C et al. (2019) Acanthamoeba in Southeast Asia – Overview and Challenges. Korean J Parasitol 57:341-357.
  2. Hirabayashi KE et al. (2019) Oral miltefosine for refractory Acanthamoeba keratitis. Am J Ophthalmol Case Rep 16:100555.
  3. Tananuvat N et al. (2019) The First Acanthamoeba keratitis Case of Non-Contact Lens Wearer with HIV Infection in Thailand. Korean J Parasitol 57:505-511.

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 15.11.2019