Schwangerschaft, Arzneiverordnungen

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor:Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

This article in english

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Bei einer Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft wird der Embryo grundsätzlich mitbehandelt. Dieser "zusätzliche" Patient zwingt zu besonders strenger Indikationsstellung. Oberster Grundsatz sollte sein, dass einerseits die Gesundheit der Mutter wiederhergestellt wird und dass andererseits die Entwicklungsbedingungen für den Embryo nicht beeinträchtigt werden. Die nachfolgenden Übersichten beziehen sich auf dermatologisch relevante Fragestellungen.

Kontraindikation

Kontraindikationen für Medikamente: Schwangerschafts-Chiffren nach "Rote Liste"
Gruppe Einschätzung
1 Bei umfangreichenAnwendung am Menschen ergab sich kein Verdacht auf eine embryotoxische /teratogene Wirkung. Auch der Tierversuch erbachte keine Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen
2 Bei umfangreichenAnwendung am Menschen ergab sich kein Verdacht auf eine embryotoxische/teratogene Wirkung.
3 Bei umfangreichenAnwendung am Menschen ergab sich kein Verdacht auf eine embryotosche//teratogene Wirkung. Auch der Tierversuch erbachte jedoch Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen. Diese scheinen für den Menschen ohne Bedeutung zu sein.
4 Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung am Menschen liegen nicht vor. Der Tierversuch erbachte keine Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen.
5 Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung am Menschen liegen nicht vor.
6 Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung am Menschen liegen nicht vor. Der Tierversuch erbachte Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen.
7 Es besteht ein embryotoxisches/teratogenes Risiko beim Menschen (1. Trimenon).
8 Es besteht ein fetotoxisches Risiko beim Menschen (2.und 3. Trimenon).
9 Es besteht ein Risiko perinataler Komplikationen oder Schädigungen beim Menschen.
10 Es besteht das Risiko unerwünschter hormonspezifischer Wirkungen auf die Frucht beim Menschen.
11 Es besteht das Risiko mutagener/karzinogener Wirkungen.

Hinweis(e)

Weiterführende Hinweise können auch unter www.embryotox.de eingesehen werden.

Literatur

  1. Schaefer C, Spielmann H (2001) Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. 6. Auflage, Urban & Fischer, S. 32-582
  2. Wohlrab J (2010) Dermatotherapie in der Schwangerscahft Hautarzt 61: 1045-1051

Tabellen

Arzneimittel

Embryonalperiode (1.-12. SSW)

Fetalperiode (ab 13. SSW)

Peripartalperiode

Laktationsperiode

ACE-Hemmer

2

T

T

2

Acetylcystein

1

1

1

1

Acetylsalicylsäure (Low-dose unbeschränkt)

2/E

2/E

2/E

2/E

Aciclovir

2

2

2

2

Acitretin

K

K

K

K

Ambroxol

1

1

1

1

Aminoglykoside

T

T

T

2

Amitryptilin

1

1

T

1

Amphotericin B

2

2

2

2

Antidiabetika, orale

K

K

K

K

Atropin

1/E

1/E

1/E

1/E

Benzylbenzoat (externe Anwendung)

1

1

1

1

ß-Rezeptorenblocker

1

1

E

1/2

ß-Sympathomimetika (zur Inhalation)

1

1

E

1

Biperidin

2

2

2

2

Bromhexin

1

1

1

1

Bromocriptin

2

T

T

T/E

Carbamazepin

T

2

T

T

Carbimazol

2

2

2

2

Cephalosporine

1

1

1

1

Cetirizin

2

2

2

1

Chloramphenicol

T

T

T

T

Chloroquin (Antimalariamittel)

1

1

1

1

Chlorphenoxamin (externe Anwendung)

1

1

1

1

Chlorpromazin

2

2

T

2

Cimetidin

2

2

2

2

Ciprofloxacin

2

2

2

2

Clarithromycin

2

2

2

2

Clemastin

1

1

1

2

Clofibrat

2

2

2

2

Clomethiazol

2

2

2

2

Clonidin

2

2

2

2

Clotrimazol

2

1

1

1

Codein

1/E

1/E

1/E

1/E

Cotrimoxazol

2

2

2

2

Cromoglicinsäure

1

1

1

1

Cumarinderivate

K

2

K

2

Cyproteronacetat

K

K

K

K

1 = Mittel der 1. Wahl: Im Allgemeinen gut verträglich in der Schwangerschaft und Laktationsperiode. Auch diese Arzneimittel nur verordnen, wenn ihre Anwendung einer nichtmedikamentösen Therapie überlegen ist.

2 = Mittel der 2. Wahl: Nur indiziert, wenn andere Therapiemöglichkeiten versagen. Oft unzureichende Erprobung während Schwangerschaft und Stillzeit.

E = Einzeldosis oder niedrige Dosierung für maximal 1-3 Tage.

K = Kontraindiziert: Wegen embryo-fetotoxischen Potentials, wegen möglicher Unverträglichkeit in der Stillzeit oder weil keine rationale Indikation während der Schwangerschaft besteht. Bei Anwendung ggf. erweiterte pränatale Diagnostik erforderlich.

T = Potentiell toxisch: Betrifft Embryo, Feten, Neugeborenes oder gestillten Säugling. Anwendung nur im begründeten Einzelfall. Bei Anwendung ggf. erweiterte pränatale Diagnostik.


Arzneimittel

Embryonalperiode (1.-12. SSW)

Fetalperiode (ab 13. SSW)

Peripartalperiode

Laktationsperiode

Dextran

2

2

2

2

Diazepam

1

1/E

T

T

Diclofenac

1

T/E

T/E

E

Digoxin/Digitoxin

1

1

1

1

Dihydralazin

1

1

1

1

Dihydroergotamin

2

2

T

2

Dimenhydrinat

2

2

2

1

Dimetinden

1

1

1

1

Diphenhydramin

1

1

T

1/E

Doxycyclin

2

K

K

2

Doxylamin

1

1

1

1

Ergotamintartrat

T

T

T

T

Erythromycin

1

1

1

1

Ethambutol

1

1

1

1

Etilefrin

2

2

2

2

Fenbufen

1

T/E

T/E

1

Fentanyl

1

1

T

2

Fluconazol

2

2

2

2

Furosemid

2

2

2

2

Gestagene (in der Stillzeit als Kontazeptiva)

K

K

K

1

Glukokortikoide

2

2

2

2

Glyceroltrinitrat

2

2

2

2

Goldverbindungen

2

2

2

2

Griseofulvin

2

2

2

2

Haloperidol

2

2

T

2

Heparine

1

1

T

1

Hydrochlorothiazid

2

2

2

2

Hydroxyethylstärke

1

1

1

1

Ibuprofen

1

T/E

T/E

1

Imipramin

1

1

T

1

Indometacin

1

T/E

T/E

E

Insulin (humanes)

1

1

1

1

Isoniazid + Vitamin B6

1

1

1

1

Isotretinoin

K

K

K

K

Itraconazol

2

2

2

2

Jodid (Jodsubstitution)

1

1

1

1

Ketoconazol

2

2

2

2

Lithiumsalze

T

T

T

T

Lokalanästhetika

1 1 1 1

Loratadin

2

2

2

1

Mebendazol

2

1

1

1

Meclozin

1

1

1

1

Mefloquin (Malariaprophylaxe u. -therapie)

2

2

2

2

Metamizol

2

T

T

T

Methimazol

2

2

2

2

α-Methyldopa

1

1

1

1

Methylergometrin

K

K

T

T/E

Metoclopramid

2

2

2

2

Miconazol (lokal)

2

2

2

2

1 = Mittel der 1. Wahl: Im Allgemeinen gut verträglich in der Schwangerschaft und Laktationsperiode. Auch diese Arzneimittel nur verordnen, wenn ihre Anwendung einer nichtmedikamentösen Therapie überlegen ist.

2 = Mittel der 2. Wahl: Nur indiziert, wenn andere Therapiemöglichkeiten versagen. Oft unzureichende Erprobung während Schwangerschaft und Stillzeit.

E = Einzeldosis oder niedrige Dosierung für maximal 1-3 Tage.

K = Kontraindiziert: Wegen embryo-fetotoxischen Potentials, wegen möglicher Unverträglichkeit in der Stillzeit oder weil keine rationale Indikation während der Schwangerschaft besteht. Bei Anwendung ggf. erweiterte pränatale Diagnostik erforderlich.

T = Potentiell toxisch: Betrifft Embryo, Feten, Neugeborenes oder gestillten Säugling. Anwendung nur im begründeten Einzelfall. Bei Anwendung ggf. erweiterte pränatale Diagnostik.


Arzneimittel

Embryonalperiode (1.-12. SSW)

Fetalperiode (ab 13. SSW)

Peripartalperiode

Laktationsperiode

Nifedipin

2

2

2

1

Nitrendipin

2

2

2

2

Nitrofurantoin

2

2

2

2

Norfenefrin

2

2

2

2

Norfloxacin

2

2

2

2

Nystatin

1

1

1

1

Östrogene

K

K

K

2

Ofloxacin

2

2

2

2

Opiumalkaloide

1/E

1/E

T/E

T/E

Oxytocin

K

K

1

1

Paracetamol

1

1

1

1

Penicillamin (außer M. Wilson)

K

K

K

K

Penicilline

1

1

1

1

Pentazocin

2

2

T

2

Pethidin

2

2

T

2

Phenobarbital (als Antikonvulsivum)

T

2

T

T

Phenylbutazon

2

T

T

2

Phenytoin

T

T

T

1

Polyvidon-Jod (außer kleine Flächen)

K

K

K

K

Prazosin

2

2

2

2

Primidon

T

2

T

T

Probenecid

1

1

1

1

Proguanil (Malaria-Prophylaxe)

1

1

1

1

Promethazin

2

2

T

2

Propylthiouracil

1

1

1

1

Prostaglandine

K

K

E

K

Pyrethrum (äußerlich)

1

1

1

1

Pyrimethamin

2

2

T

1

Pyrviniumemboat

1

1

1

1

Ranitidin

2

2

2

2

Radiopharmaka

K

K

K

K

Rifampicin

1

1

1

1

Spironolacton

2

2

2

2

Sulfonamide

2

2

T

2

Terfenadin

2

2

2/E

2/E

Testosteron

K

K

K

K

Tetracycline

2

K

K

2

Theophyllin

1

1

1

1

Thiamazol

2

2

2

2

Thyroxin (L-)

1

1

1

1

Tinidazol

2/E

2/E

2/E

2/E

Tramadol

2

2

T/E

2/E

Tretinoin (äußerlich)

K

K

K

2

Valproinsäure

T

T

T

1

Verapamil

2

2

2

1

Vitamin A (> 10.000 IE/Tag)

K

K

K

K

1 = Mittel der 1. Wahl: Im Allgemeinen gut verträglich in der Schwangerschaft und Laktationsperiode. Auch diese Arzneimittel nur verordnen, wenn ihre Anwendung einer nichtmedikamentösen Therapie überlegen ist.

2 = Mittel der 2. Wahl: Nur indiziert, wenn andere Therapiemöglichkeiten versagen. Oft unzureichende Erprobung während Schwangerschaft und Stillzeit.

E = Einzeldosis oder niedrige Dosierung für maximal 1-3 Tage.

K = Kontraindiziert: wegen embryo-fetotoxischen Potentials, wegen möglicher Unverträglichkeit in der Stillzeit oder weil keine rationale Indikation während der Schwangerschaft besteht. Bei Anwendung ggf. erweiterte pränatale Diagnostik erforderlich.

T = Potentiell toxisch: Betrifft Embryo, Feten, Neugeborenes oder gestillten Säugling. Anwendung nur im begründeten Einzelfall. Bei Anwendung ggf. erweiterte pränatale Diagnostik.


Arzneimittel

Indikation in der Schwangerschaft

Antimykotika

Amorolfin

3

Amphotericin B

1

Bifonazol

2

Ciclopirox

3

Clotrimazol

1

Croconazol

2

Econazol

2

Fenticonazol

2

Fluconazol

2

Isoconazol

2

Ketoconazol

2

Naftifin

3

Nystatin

1

Sertaconazol

2

Terbinafin

3

Tioconazol

2

Tolciclat

3

Tolnoftat

3

Glukokortikoide

Glukokortikoide (topische Applikationsformen verschiedener Wirkstoffklassen wie Salben/Cremes/Lsg./Gele)

Keine Einwände gegen zeitlich- und flächenmäßig begrenzte Lokaltherapie

Antiparasitosa

Allethrin I

2

Benzylbenzoat

1

Crotamiton

2

Kokosöl

1

Lindan

seit 2008 in Deutschland verboten!

Pyrethrin

2

Pyrethrumextrakt

1

Vitamin D3-Analoga

Calcipotriol

Großflächige wiederholte Anwendungen, zumal bei resorptionsbegünstigender Wirkung, sollten unterbleiben

Dithranol

Großflächige wiederholte Anwendungen, zumal bei resorptionsbegünstigender Wirkung, sollten unterbleiben

Sonstige

5-Fluorouracil

Kontraindiziert (Ausnahme: Therapie einzelner Verrucae. Grundsätzlich sollte aber versucht werden, die Therapie auf den Zeitraum nach der Entbindung zu verschieben)

Aluminium aceticum

1

Ammoniumbituminosulfonat

Keine Einwände gegen zeitlich- und flächenmäßig begrenzte Lokaltherapie

Äthanol

1

Benzoylperoxid

Darf zur Aknebehandlung begrenzter Areale eingesetzt werden (z.B. Gesicht)

Bufexamac

Keine Einwände gegen zeitlich- und flächenmäßig begrenzte Lokaltherapie

Chinolinol

Sollte nicht angewendet werden

Clioquinol

Keine Einwände gegen zeitlich- und flächenmäßig begrenzte Lokaltherapie

Diethyltoluamid (DEET, Autan)

Keine bedenkenlose großflächige Anwendung in der Schwangerschaft. In Malariagebieten ist das mit der Anwendung von DEET verbundene Risiko geringer einzuschätzen als das Risiko durch eine Malariainfektion

Hämorrhoidenmittel

Unbedenklich. Die Applikation hat sich in der Schwangerschaft als sicher erwiesen

Harnstoff

Keine Einwände gegen zeitlich- und flächenmäßig begrenzte Lokaltherapie

Isopropylalkohol

1

Kampfer

Erlaubt

Kristallviolett

Kleinflächige und kurzfristige topische Applikationen sind möglich

Menthol

Erlaubt

Methylrosaniliniumchlorid (Gentianaviolett)

Kleinflächige und kurzfristige topische Applikationen sind möglich

Pix lithanthracis

Möglichst nicht anwenden

Polidocanol

Erlaubt

PUVA-Therapie (PUVA Bad, Creme-PUVA)

Wegen möglicher mutagener Wirkungen nicht zu empfehlen

Pyoktanin

Kleinflächige und kurzfristige topische Applikationen sind möglich

Quecksilberverbindungen

Kontraindiziert

Retinoide

Kontraindiziert

Salicylate

Keine Einwände gegen zeitlich- und flächenmäßig begrenzte Lokaltherapie

Tannin

1

1 = Mittel der 1. Wahl: Im Allgemeinen gut verträglich in der Schwangerschaft. Auch diese Arzneimittel nur verordnen, wenn ihre Anwendung einer nichtmedikamentösen Therapie überlegen ist.

2 = Mittel der 2. Wahl: Nur indiziert, wenn andere Therapiemöglichkeiten versagen. Oft unzureichende Erprobung während Schwangerschaft und Stillzeit.

3 = Mittel, die wegen nicht ausreichender Datenlage oder aus anderen Gründen nicht für die Applikation in der Schwangerschaft herangezogen werden sollten.


Weitgehend unbedenklich

Nach Nutzen-Risiko-Abwägung

Kontraindiziert

Schwangerschaft

Penicilline, Cephalosporine, Erythromycin (außer Estolat), Fusidinsäure

Clavulansäure, Sulbactam, Tazobactam, Meropenem, Imipenem, Ertapenem, Azithromycin, Roxithromycin, Clindamycin, Vancomycin, Teicoplanin, Linezolid, Fosfomycin

Tetracycline, Chloramphenicol, Clarithromycin, TMP/Sulfonamide (1. Trimenon und ab 28. Woche), Metronidazol, Aminoglycoside, Fluorochinolone, Nitrofurantoin, Rifampicin, Telithromycin, Tigecyclin

Stillperiode

Penicilline, Cephalosporine

Clavulansäure, Sulbactam, Tazobactam, Meropenem, Imipenem, Ertapenem, Azithromycin, Roxithromycin, Clindamycin, Vancomycin, Teicoplanin, Linezolid, Aminoglycoside, Fosfomycin

Tetracycline, Chloramphenicol, TMP/Sulfonamide, Erythromycin, Metronidazol, Fluorochinolone, Nitrofurantoin, Rifampicin, Telithromycin, Ertapenem, Tigecyclin

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024