Prozonenphänomen

Zuletzt aktualisiert am: 28.09.2025

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Definition

Das Prozonenphänomen bezeichnet ein falsch negatives serologisches Testergebnis, das aufgrund übermäßiger Antikörpertiter auftritt. Der Prozoneneffekt tritt häufiger bei sekundärer Syphilis (SS) auf und ist relativ häufig bei Syphilis mit gleichzeitiger Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) sowie in der Schwangerschaft zu beobachten (Awake P et al.2022).

Allgemeine Information

Bei Patienten mit Syphilis und HIV-Koinfektion kommt es aufgrund eines abnormen Verhaltens der B-Zellen zu einer übermäßigen Antikörperproduktion, was zu einer Überreaktion auf Antigenstimulation führt (Cebolla-Verdugo M et al. 2025). Homosexuelle haben aufgrund der schmerzlosen und vorübergehenden Natur des primären Schankers ein höheres Risiko für eine unentdeckte klinische Syphilis und HIV. Bei ihnen besteht die Möglichkeit einer höheren Inzidenz der Prozone aufgrund einer HIV-induzierten B-Zell-Dysfunktion, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass Syphilis nicht diagnostiziert und somit unbehandelt bleibt. Das gleichzeitige Vorliegen einer HIV-Infektion beeinflusst das klinische Erscheinungsbild zuvor klar definierter Krankheiten und deren natürlichen Verlauf sowie das Ansprechen auf die Therapie.

Vorkommen

Die Inzidenz des Prozonenphänomens liegt laut Berichten zwischen 0,5 % und 2 % (Spangler AS et al. 1990). Es wird angenommen, dass sie bei einer HIV-Koinfektion höher ist. Die Inzidenz des Prozonenphänomens gewinnt aufgrund der zunehmenden Zahl von Menschen, die einem Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten ausgesetzt sind, insbesondere HIV-Positive, an klinischer Bedeutung (Awake P et al. 2022).

Klinik

Kasuistik (Awake P et al.2022): Ein 20-jähriger Mann stellte sich mit einem asymptomatischen rotbraunen Hautausschlag an den Handflächen und der linken Fußsohle vor, der seit 25 Tagen bestand. Er wurde vom Hausarzt mit topischen Steroiden behandelt. Die Symptome besserten sich kaum und der Hautausschlag blieb bestehen. Eine gründliche Untersuchung ergab eine Erosion an der Glans penis und eine flache Schleimhautulzeration am harten Gaumen. Daher bestand klinisch ein starker Verdacht auf eine frühe syphilitische Infektion. Der Patient verneinte jegliche sexuelle Kontakte in der Vorgeschichte. Eine weitere systemische körperliche Untersuchung wurde durchgeführt, die jedoch keine Auffälligkeiten ergab. Der RPR-Test war nicht reaktiv. Darüber hinaus lagen sein großes Blutbild, die Röntgenaufnahme des Brustkorbs, das Elektrokardiogramm (EKG) und andere Routineuntersuchungen alle im Normbereich. Bei einer Wiederholung des RPR-Tests mit höherer Verdünnung, zeigte sich eine bei einer Verdünnung von 1:320 Reaktivität. Es wurde ein Treponema pallidum-Hämagglutinationstest (TPHA) durchgeführt, der ebenfalls positiv ausfiel. Ein HIV-Test wurde als seropositiv befundet. Therapie: Intramuskuläre Injektion von 2,4 MU Benzathin-Penicillin; Einleitung einer antiretroviralen Therapie (ART).

Um ein Prozonenphänomen auszuschließen wird das Serum des Patienten verdünnt, um die Antikörperkonzentration in den Äquivalenzbereich zu bringen. Daher ist es wichtig, das Labor in dieser Hinsicht zu benachrichtigen, wenn die klinischen Befunde stark auf Syphilis hindeuten und die Ergebnisse der nicht-treponemalen serologischen Tests negativ sind (Awake P et al.2022).

Literatur

  1. Awake P et al.(2022) Prozone phenomenon in secondary syphilis with HIV co-infection: Two cases. Indian J Sex Transm Dis AIDS 43:183-185
  2. Cebolla-Verdugo M et al. (2025) Syphilis in people living with HIV: Diagnostic challenges. J Dtsch Dermatol Ges 23: 887-888.
  3. Janier M et al. (2021) 2020 European guideline on the management of syphilis. J Eur Acad Dermatol Venereol 35:574-588.
  4. Musher DM et al. (1990) Effect of human immunodeficiency virus (HIV) infection on the course of syphilis and on the response to treatment. Ann Intern Med 113:872–81.
  5. Liu LL et al. (2014) Incidence and risk factors for the prozone phenomenon in serologic testing for syphilis in a large cohort. Clin Infect Dis 59:384–389.
  6. Smith G et al. (2004) The prozone phenomenon with syphilis and HIV-1 co-infection. South Med J 97:379-382.
  7. Spangler AS et al. (1964) Syphilis with a negative blood test reaction. JAMA 189:87-90.
  8. Su R et al. (2025) Prevalence of HIV/syphilis co-infection among men who have sex with men in China: a systematic review and meta-analysis. BMC Public Health 25:1297.

Zuletzt aktualisiert am: 28.09.2025