Knorpel-Haar-HypoplasieQ77.8
Synonym(e)
Erstbeschreiber/Historie
Victor McKusick, 1965
Definition
Sehr seltene, autosomal-rezessiv vererbte Sonderform der Chondrodystrophie mit langem Rumpf, glockenartigem Thorax, kurzen Extremitäten, Bindegewebsschlaffheit, sowie Wachstumsstörungen mit Ausbildung eines Zwergwuchses. Feines, schwach pigmentiertes, brüchiges, insgesamt spärlich entwickeltes Haarkleid an Kopf und Körper. Kurze, brüchige Nägel. Inkonstant gefunden werden Störungen der T-Zell-Immunität (Vakkilainen S et al.2020). Deren Folge sind atypische Pyodermien sowie granulomatöse Hautinfiltrate. Auch Magen-Darm-Probleme wie Malabsorption und Intoleranz gegenüber Gluten können auftreten.
Vorkommen/Epidemiologie
Prävalenzzahlen liegen nicht vor. CHH wurde erstmals bei den Old Order Amish entdeckt und ist in der finnischen Bevölkerung weit verbreitet.
Ätiopathogenese
Diskutiert werden autosomal-rezessiv vererbte Mutationen des RMRP-Gens (RNA component of mitochondrial RNA-processing endoribonuclease), das auf Chromosom 9p21-p12 lokalisiert ist. Die Mutation führt zur Dysfunktion des Enzyms RNase MRP, das bei der Spaltung von RNA-Strängen in der mitochondrialen DNA-Synthese und bei der Spaltung von präribosomalen RNA-Strängen fungiert.
Weiterhin sind Assoziationen zu Mutationen im AGO3-Gen beschrieben.
Manifestation
Symptome werden im Säuglingsalter und Kleinkindesalter evident.
Bildgebung
Röntgenologisch nachweisbar sind veränderte Metaphysen, besonders an den Knie, und im Kindesalter große runde Epiphysen.
Verlauf/Prognose
Die Krankheit verläuft unterschiedlich. Die Prognose wird durch Vorhandensein und Schweregrad einer Immundefizienz und durch die mögliche Assoziation mit der Hirschsprung-Krankheit bestimmt.
Hinweis(e)
Die Mikromelie kann durch Fehlbildungs-Ultraschall schon früh in der Schwangerschaft nachgewiesen werden, ist aber kein spezifischer Befund. Bei schwerer Immundefizienz kann eine Knochenmark-Transplantation erforderlich sein. Die Wachstumsstörung wird hierdurch nicht beeinflusst.
Literatur
- Bonafe L (2002) RMRP gene sequence analysis confirms a cartilage-hair hypoplasia variant with only skeletal manifestations and reveals a high density of single-nucleotide polymorphisms. Clin Genet 61: 146-151
- Makitie O (2001) Increased mortality in cartilage-hair hypoplasia. Arch Dis Child 84: 65-67
- Ridanpaa M et al. (2002) Worldwide mutation spectrum in cartilage-hair hypoplasia: ancient founder origin o the major 70A-G muatation of untranslated RMPR. Eur J Hum Gent 10: 439-447
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Vakkilainen S et al.(2020) Immunodeficiency in cartilage-hair hypoplasia: Pathogenesis, clinical course and management. Scand J Immunol 92:e12913.