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Adipositas (Übersicht)E 66.99
Synonym(e)
Definition
Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, bezeichnet einen stark vermehrten Anteil an Fettgewebe im Körper. Bei Frauen spricht man von Adipositas, wenn der Anteil der Fettmasse 30 % übersteigt, bei Männern liegt die Grenze bei 20 %. Eine Abschätzung des Fettanteils erfolgt über den Körper-Maßen-Index (Body mass index, BMI).
Vorkommen/Epidemiologie
In den westlichen Industrieländern isteigt die Prävalenz in Abhängigkeit vom Alter an. In Europa sind circa 25 % der Schulkinder und bis zu 50 % der Erwachsenen von Adipositas betroffen.
Merke: Im asiatischen Raum gelten andere BMI-Werte als Anhaltspunkte für Adipositas.
Ätiopathogenese
Adipositas ist eine multikausale Erkrankung und wird unterteilt in die primäre und sekundäre Form.
Primäre Adipositas (Prävalenz 95 %), Entstehungsfaktoren:
Genetische Faktoren: Circa 5 % aller Patienten mit Adipositas Grad III weisen eine Mutation des MC4R-Gens auf (zumeist Patienten mit Essstörungen). Darüber hinaus wird eine Leptin-Resistenz als mögliche Ursache vermutet. Weitere mögliche genetische Ursachen sind eine Genmutation von GNB3-825T, des FTO-Gens und Syndrome die Adipositas fördern.
Überernährung, eine ungesunde Lebensweise, körperliche Inaktivität
Psychische Faktoren (Stress, Frustration und Einsamkeit): Essen als Trost oder Sucht kann zu einem Verlust des gesundenden Sättigungsgefühls führen.
Sekundäre Adipositas (Prävalenz 5 %) Entstehungsfaktoren:
Endokrinologische Erkrankungen wie Hypothyreose, M. Cushing, Insulinom, Testosteronmangel (bei Männern)
Zentral bedingte Adipositas: Hirntumoren; nach deren Operationen bzw. Bestrahlungen
Klinik
Adipositas ist die häufigste Ursache für die nichtalkoholische Fettleber (nonalcoholic-fatty liver, NAFL). Adipositas geht mit Gelenkbeschwerden (vor allem Hüfte und Knie) und Beschwerden der Wirbelsäule und einer verminderten körperlichen Belastbarkeit einher.
Diagnose
Im Rahmen eines Adipositas-Diagnoseverfahrens sollten folgende Teilbereiche bestimmt werden:
- Beurteilung des Körpergewichtes mittels BMI oder Broca-Formel
- Bestimmung des Fettverteilungstyps
- Erfassung weiterer koronarer Risikofaktoren
- Erfassung einer Ernährungsanamnese
- Ausschluss endokriner Störungen
- Ausschluss einer Bulimie
Komplikation(en)/Assoziierte Erkrankungen
Im Rahmen einer Adipositas-Erkrankung kann es zu folgenden Komplikationen und Begleiterkrankungen kommen:
- Nichtalkoholische Fettlebererkrankungen
- Metabolisches Syndrom
- Adipositas ist ein Risikofaktor für arterielle Hypertonie, Schlaganfall und koronare Herzerkrankungen, Schlafapnoe-Syndrom, Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, Krebskrankheiten, Arthrosen, Beinvenenthrombosen
- Hormonelle Störrungen:
- Männer: vermehrte Aromataseaktivität der Fettzellen
- Frauen: Hirsutismus, Haarausfall, Seborrhö, Akne, sekundäre Amenorrhö, Infertilität, polyzystisches Oviarialsyndrom
- Intertrigo, Striae
- Negativer Einfluss auf die Herzsuffizienz
- Depressionen
Therapie
Ernährungsumstellung und Kalorienreduktion
Bewegungstherapie und Ausdauertherapie
Verhaltenstherapie
Ggf. Adipositas-Chirurgie (u.a. Magenband, Magenballon)
Es empfehlen sich präventive Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensweise bereits im Kindesalter
Hinweis(e)
Berechung des BMI = Gewicht (kg) / Körperoberfläche in m²
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- BMI < 20: Untergewicht
- BMI 20-25: Normalgewicht
- BMI 25-30: Übergewicht
- BMI > 30: Adipositas
- BMI > 40: Adipositas per magna
- Als Grenzwert für die Diagnose von Adipositas gilt bei Frauen ein Umfang der Taille (Messung in Nabelhöhe) von 80 cm, bei Männern von 94 cm als kritisch gesehen.
- Der Taille/Hüft-Quotient berechnet sich wie folgt: Umfang der Taille/Umfang der Hüfte. Der Umfang der Hüfte wird an der kräftigsten Stelle über dem Gesäß gemessen. Das Verhältnis sollte bei Männern < 1,0 bei Frauen < 0,85 sein.