Multiple ChemikaliensensitivitätT78.4

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 11.07.2025

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Synonym(e)

Chemische multiple Sensitivität; Idiopathische Umweltintoleranz; MCS; MCS-Syndrom; Multiple chemische Sensitivität; Sensitivität multiple chemische

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Definition

Durch Chemikalienexposition bedingte subjektiv erlebte "Überempfindlichkeit" (s.a. Öko-Syndrom). Betroffene reagieren mit vielfältigen, unspezifischen Beschwerden an unterschiedlichen Organen. Die Diagnose MCS ist eine Ausschlußdiagnose, sodass durch Basisdiagnostik, Allergiediagnostik oder Umweltdiagnostik andere Ursachen für die Sympotmatik ausgeschlossen werden sollten (Harter K et al. 2020).

Vorkommen/Epidemiologie

Für Deutschand wird eine Zahl von 300.000 Betroffene angenommen! 

In einer deutschlandweit durchgeführten Studie, die über 15 Jahre geführt wurde, gaben 9% der Befragten an, dass sie Beschwerden auf Chemikalienexpositionen verspürten (Hausteiner C et al. 2005).

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Ätiopathogenese

Unbekannt. Auszuschließen ist eine somatoforme Störung

In Deutschland zählen zu den verdächtigten Stoffen v.a.

  • Holzschutzmittel,
  • Lösungsmittel,
  • Insektizide,
  • Schwermetalle,
  • Desinfektionsmittel,
  • Duftstoffe.

Manifestation

Frauen>45 Jahre sind überdurchschnittlich betroffen. 

Klinik

Unspezifische Symptome wie Juckreiz, Hautbrennen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Gedächtnisstörungen, Durchfall, Atemnot, Beklemmungsgefühle. Die Symptome werden schon bei sehr geringen Konzentrationen der verdächtigten Substanzen ausgelöst, die bei Gesunden keine Reaktionen hervorrufen.    

Beim "Sick-building-Syndrom" werden Ausdünstungen aus Gebäuden und Innenräumen als Ursache für die Beschwerden angeschuldigt. 

Bei der elektrischen Hypersensibilität wird Elektrosmog, beispielsweise von Überlandleitungen, als Ursache verantwortlich gemacht. 

Beim Golfkriegsysndrom  wurden radioaktive Kampfstoffe als Auslöser von Abgeschlagenheit und weiteren unspezifischen Symptomen verantwortlich gemacht.  

    

Diagnostik

Neben einer Symptom-orientierten Diagnostik wird eine biopsychoziale "multimodale Simultandiagnsotik" somatischer ind psychosozailer Bedingungen empfohlen mit interdisziplinärer Abklärung somatischer sowie psychosozialer Ursachen.

Umweltbedingte Ursachen z.B. durch Belastungen mit Cadmium und Quecksilber sollten durch entspr. Analysen ausgeschlossen werden.

 

Diagnose

Nach einem MCS-Consensus werden folgende Parameter gefordert:

  • Symptome sind durch wiederholte Exposition reproduzierbar.
  • Der Zustand ist chronisch.
  • Symptome werden durch geringe Konzentrationen (geringer als generell toleriert) unterschiedlicher Agenzien ausgelöst.
  • Expositionsmeidung führt zur Besserung bis zur vollständigen Genesung.
  • Reaktionen auf multiple chemisch nicht miteinander verwandte Substanzen. Symptome betreffen Nahrungsmitteladditiva, Pestizide, Arzneimittel, Innenraumluftschadstoffe, Lösungsmittel, Alkohole, Parfum, Kosmetika, Kleidung, Plastik, Chlor, Amalgam, Kfz-Abgase, Ozon u.a.).
  • Ausschluss MCS: Die berikchteten Beschwerden lassen sich vollständig (ganzes Spektrum) durch eine bekannte Erkrankung des Patienten erklären.    

Differentialdiagnose

Sensitives Skin-Syndrom: charakteristische, subjektive Sinneswahrnehmungen wie Spannungsgefühl, abnormes Stechen, Brennen, Kribbeln, Schmerzen und Juckreiz definiert, die die Lebensqualität der Betroffenen deutlich reduziert. Verursachende Hautkrankheiten liegen nicht vor, bzw. sind auszuschließen. Inkonstant assoziiert sind Rötungen. Akzeptable und objektive Screening-Tests fehlen bisher.

 

Therapie

Vermeidung der auslösenden Agenzien.

Literatur

  1. MCS-Consensus (1999) Multiple chemical sensitivity: a 1999 consensus. Arch Environ Health 54: 147-149
  2. Eggermann T et al. (2003) Multiple chemische Sensitivität (MCS) Strategien zur Aufklärung genetischer Prädispostionen. Allergologie 26: 280-286
  3. Harter K et al. (2020) Multiple chemical sensitivity (MCS) - a guide for dermatologists on how to manage affected individuals. J Dtsch Dermatol Ges 18:119-130.
  4. Hausteiner C et al. (2005) Self-reported chemical sensitivity in Germany: a population-based survey. Int J Hyg Environ Health 208:271-278. 

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 11.07.2025