Interleukin-9

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

IL-9; Mast cell growth enhancing activity (MEA); Mast cell growth factor (MCGF); Megakaryoblast growth factor; P40; T cell growth factor 3 (TCGF-3); T cell growth factor 3 (TCGF-3).

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Definition

Interleukin-9 (IL-9) ist ein Zytokin das von T-Helfer-Zellen produziert wird. Das Zytokin ist ein 14kD Glykoprotein mit 144 Aminosäuren. Interleukin-9  wird kodiert durch das Interleukin-9 Gen das auf dem Chromosom 5 lokalisiert ist. Interleukin-9 wird primär von T-Zellen (Th9-Zellen), Mastzellen, eosinophilen Granulozyten und „Innate like lymphoid cells“ 2 produziert. 

Allgemeine Information

 

Seine biologische Wirkung wird über einen membranständigen spezifischen Interleukin-9-Rezeptor vermittelt (IL-9R). Auf sensiblen Zellen beträgt die Rezeptordichte ca. 3.000 pro Zelle. Neben dem membrangebundenen Rezeptor wird auch ein löslicher Rezeptortyp (sIL-9R) beschrieben.

Die Wirkung des Interleukin-9 führt über die Transkriptionsfaktoren der NFAT- Familie (Aktivierung von NF-κB und BATF sowie des Transkriptionsfaktors IRF49).

Im Organismus ist Interleukin-9 für viele physiologische und pathophysiologische Vorgänge verantwortlich. Das Zytokin wirkt auf Zellen innerhalb und außerhalb des hämatopoetischen Systems.

Interleukin-9 stimuliert in Abwesenheit von Antigenen die Proliferation bestimmter Subpopulationen von T-Helfer-Zellen, so die noch weniger bekannten Th9-Zellen. Das Zytokin verstärkt, koaddiditv mit Interleukin-4, die Produktion von IgG, IgM und IgE durch B-Lymphozyten. Weiterhin stimuliert Interleukin-9 die Proliferation von Mastzellen. Das Zytokin induziert die Bildung von Vorläuferzellen der Erythropoese und führt zusammen mit Erythropoetin zur Reifung von Erythrozyten.  

Asthma bronchiale: In Lungengewebsbiopsien von Patienten mit Asthma bronchiale konnte eine erhöhte Interleukin-9-Produktion nachgewiesen werden. In einem experimentellen Asthma-Ansatz konnte die Wirkung von Interleukin-9 sowohl auf pulmonale Mastzellen als auch auf Becherzellen des Lungenepithels und auf Zellen der glatten Muskulatur belegt werden. Bei einer vermehrten Sekretion von IL-9 kommt es zu einer erhöhten Schleimsekretion, zu einer Mastzellvermehrung und zur Eosinophilie.

Colitis ulcerosa: Bei der Colitis ulcerosa hat Interleukin-9 eine induktive Wirkung. In T-Zellen von Patienten wurde eine erhöhte Konzentration von IL-9 nachgewiesen. Offenbar handelt es sich um eine Subpopulation von T-Helfer-Zellen, sog. Th9-Zellen. Eine Absenkung dieser Zellpopulation durch entsprechende Antikörper wird als Therapieoption bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) angesehen.

Parasiten: IL-9 hat eine protektive Wirkung bei der Parasiten-Abwehr im Darm. Die protektive Wirkung beruht hauptsächlich auf der Aktivierung von mukosalen Mastzellen durch Interleukin-9.  Diese sezernieren nach ihrer Aktivierung verschiedene Mediatoren, die eine gesteigerte Kontraktion, eine vermehrte Schleimproduktion und eine Eosinophilie nach sich zieht und dadurch eine Ausscheidung der Parasiten begünstigt.

Autoimmunerkrankungen: Th9-Zellen und Interleukin-9 spielen eine wesentliche Rolle in der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen so beim SLE, bei der progressiven Sklerodermie und der experimentellen  autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE).

Tumorerkrankungen: Interleukin-9 hat eine duale Wirkung bei malignen Tumoren. Eine vermehrte Produktion von Interleukin-9-Produktion konnte in Hodgkin Zelllinien gefunden werden. Interleukin-9 ist ein Wachstumsfaktor für T Zelllinien. Experimentell konnte eine fördernde Rolle für die spontane Entwicklung von lymphoblastischen Lymphomen in IL-9 beobachtet werden. Lymphomzellen von Patienten mit T Zell Leukämie produzieren zum überwiegenden Anteil Interleukin-9. 

Melanom: In murinen Melanommodellen konnte für Interleukin-9 eine protektive Wirkung nachgewiesen werden. Im Tumorparenchym wurden vornehmlich Mastzellen als Effektorzellen nach Interleukin-9 Aktivierung beschrieben. In einem anderen Melanom-Modell vermittelte Interleukin-9 eine Rekrutierung von zytotoxischen CD8+T-Zellen und CD8+ dendritischen Zellen (DC).

 

Literatur

  1. Jia L et al. (2014) Differentiation, regulation and function of Th9 cells. Adv Exp Med Biol 841:181-207.
  2. Lv X et al. (2012) The role of interleukin-9 in lymphoma. Leuk Lymphoma 54:1367-1372. 
  1. Oh CK et al. (2011) Biology of the interleukin-9 pathway and its therapeutic potential for the treatment of asthma. Inflamm Allergy Drug Targets 10:180-186.
  2. Pan HF et al.(2013) Targeting T-helper 9 cells and interleukin-9 in autoimmune diseases. Cytokine Growth Factor Rev 24:515-522. 
  3. Stassen M et al. (2012)  From interleukin-9 to T helper 9 cells. Ann N Y  Acad Sci 1247:56-68.
  4. Tete S et al. (2012) Interleukin-9 and mast cells. J Biol Regul Homeost Agents 26:319-326.
  5. McNamara PS et al. (2005)  Interleukin-9 as a possible therapeutic target in both  asthma and chronic obstructive airways disease. Drug News Perspect 18:615-621.
  6. Rojas-Zuleta WG et al. (2016) Th9 lymphocytes: A recent history from IL-9 to its potential role in rheumatic diseases. Autoimmun Rev 15:649-655.
  7. Zhou Y et al. (2001) Th2 cytokines and asthma. Interleukin-9 as a therapeutic target for asthma. Respir Res 2:80-84. 

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