Lavandulae aetheroleum

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 06.03.2024

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Synonym(e)

lavandula oil (engl.); Lavendelöl; lavender oil (engl.); Oleum Lavandulae

Definition

Das ätherische Lavendelöl, das aus den frischen Blüten und Blütenständen von Lavendula angustifoliae (echter Lavendel) durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird, ist eine farblose bis leicht gelbliche, charakteristisch riechende, bitter schmeckende ölige Flüssigkeit.
 

 

HMPC - Monographie: traditional-use: Unruheständen, ängstliche Verstimmung.
ESCOP-Monographie:  Stimmungsschwankungen, Unruhe, Erregungszuständen, Schlafstörungen; funktionelle Bauchbeschwerden
Kommission E-Monographie:  extern: als Bad bei Kreislauf­beschwerden.

 

 

Inhaltsstoffe

Lavendelöl enthält 30-60% L-Linaloolester v.a. Linalylacetat, 20-35% Linalool,  weiterhin beta-Ocimen, Campher, Geraniol, Cumarin, Borneol, Etyhl-n-amylketon, alpha-Pinen, Cineol, Citronellol, Furfural.
 

Wirkungen

Die medizinische Verwendung beruht auf der antiseptischen, sedativen, choleretischen und spasmolytischen Wirkung. Daher findet sich Lavendelöl als Bestandteil in Rheuma-, Wund- und Heilsalben, Hustenmitteln, Gurgellösungen, Fußbädern, Auflagen,  Schlafmitteln etc. Eine antibakterielle Wirkung wurde experimentell nachgewiesen, insofern eignet sich Lavendelöl auch zur Desinfektion, sowohl im Bad wie auch zur desinfizierenden Reinigung von Gegenständen und Räumen. Hierbei führt Lavendelöl zeitgleich zur Verkürzung der Einschlafzeit und einer Verlängerung der Schlafdauer, bei geriatrischen Patientenin gleicher Größenordnung wie Benzodiazepine!

Lavendel wirkt direkt auf das limbische System: Beeinflussung der Aktivität der Neurotransmitter und Stress-Hormone.

Desinfektion von Bakterien (Staphylokokken, Salmonellen, Enterobacter, Klebsiellen, Pseudomonas, E. coli, Listerien) und Pilzen (v.a. Candida albicans). Gegen Bakterien: Konzentration 0,5-2g/ml, gegen Pilzen 2-4 g/ml.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Offizinell (vorliegend ist eine Monographie nach HPMC, nicht hingegen der Kommission E): Funktionelle Kreislaufstörungen, Einschlafstörungen, funktionelle Dyspepsien, Meteorismus, Roemheld-Syndrom, Reizdarmsyndrom. Depressive Verstimmungen.
Traditionell (nicht monographierte) Indikationen: zur Beruhigung von Kindern auf das Kopfkissen träufeln, breite Verwendung in der kosmetische Industrie, als Repellent.
 

Eingeschränkte Indikation

Während der Schwangerschaft und Stillzeit wegen fehlender Daten nicht einsetzen.

zu beachten ist die Östrogenhaltige Wirkung von Lavendel - - verfrühtes Brustwachstum bei Kindern.

Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es beim Einatmen von Lavendelduft zum Kehlkopfkrampf und Atemstillstand kommen.
 

Dosierung

Zubereitungen: Als Spiritus Lavandulae, Unguentum aromaticum, Mixtura oleosa-balsalmica
Dosierungen:

  • Intern: Personen > 12 Jahre; Tagesdosis: 20-80mg ätherisches Öl
  • extern: 1,0-3,0 g Öl als Badezusatz 1x täglich baden
     

Kontraindikation

Bei Überempfindlichkeiten gegen die Wirkstoffe (s.a. unter Lavendel echter).
Kinder und Jugendliche < 12 Jahre. Beachte: Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es beim Einatmen von Lavendelduft zum Kehlkopfkrampf und Atemstillstand kommen.

Schwangerschaft und Stillzeit: keine Untersuchungen bzgl. der Unbedenklichkeit

Handelsnamen

Cefarheumin® Salbe, Gerner Nervinum N, Kytta-Plasma®, Kytta-Salbe®, Lavendelöl unterschiedlicher Hersteller

Hinweis(e)

Die starke desinfizierende Wirkung von Lavendelöl kann auch im Putzwasser genutzt werden. Als Nebeneffekt reduziert sich der Schlafmittelkonsum in Seniorenheimen und Kliniken.

Hemmung des Wachstums von Staphylokokken, Salmonellen, Enterobacter, Klebsiellen, Pseudomonas, E. coli, Listerien, Pilzen, v.a. Candida albicans.

Konzentration gegen Bakterien: 0,5-2g/ml, gegen Pilzen:  2-4 g/ml.

 

Die bekannteste Region zur Herstellung von qualitativ hochwertigen Lavendelölen (für die kosmetische Industrie) ist Südfrankreich. Das meiste Lavendelöl kommt aus Nizza, Grasse, Monaco und Carpentras.
 

Literatur
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  1. Amman HP et al. (2014) Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. De Gruyter GmbH Berlin, Boston S. 1043-1044 
  2. Behnam S et al.(2006) Composition and antifungal activity of essential oils of Mentha piperita and Lavendula angustifolia on post-harvest phytopathogens. Commun Agric Appl Biol Sci 71:1321-1326.
  3. Fißler M et al. (2014) A case series on the use of lavendula oil capsules in patients suffering from major depressive disorder and symptoms of psychomotor agitation, insomnia and anxiety. Complement Ther Med 22:63-69.
  4. Hagvall L et al. (2016) Patch Testing with Main Sensitizers Does Not Detect All Cases of Contact Allergy to Oxidized Lavender Oil. Acta Derm Venereol. 96:679-683.
  5. Morris N (2002) The effects of lavender (Lavandula angustifolium) baths on psychological well-being: two exploratory randomised control trials. Complement Ther Med 10:223-228.
  6. Xu F et al. (2008) Pharmaco-physio-psychologic effect of Ayurvedic oil-dripping treatment using an essential oil from Lavandula angustifolia. J Altern Complement Med 14:947-956.
  7. Ramsey JT et al. (2019) Lavender Products Associated With Premature Thelarche and Prepubertal Gynecomastia: Case Reports and Endocrine-Disrupting Chemical Activities. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 104:  Pages 5393–5405
  8. https://arzneipflanzenlexikon.info/lavendel.php
  9. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-community-herbal-monograph-lavandula-angustifolia-miller-aetheroleum_en.pdf
  10. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/29/lavendel
  11. Koyama H et al. (2017) "Effects of lavender aroma on sleep quality in healthy Japanese students." Perceptual and Motor Skills, 124:111-127. DOI: 10.1177/0031512516678323

 

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