Teniposid

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.02.2021

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Synonym(e)

4'-Demethylepipodophyllotoxin-β-D-thenylidenglucosid; CAS-Nummer: 29767-20-2; NSC122819; VM26; VM-26

Definition

Teniposid ist chemisch gesehen, ein Glycosid des Podophyllotoxins (Summenformel: C32H32O13S), das aus der Wurzel des immergrünen amerikanischen Maiapfels (Podophyllum peltatum) gewonnen wird. Teniposid findet Verwendung als Zytostatikum in der Chemotherapie. Es hemmt das Enzym Topoisomerase II.

Wirkungsspektrum

Topoisomerasen vom Typ I relaxieren die DNA, überführen eine superhelikale DNA in eine entspannte DNA,  indem Sie einen Strang der Duplex-DNA reversibel spalten. Dadurch wird die Voraussetzung für das Ablesen, also die Transkription der DNA geschaffen. Nach erfolgreicher DNA-Replikation wird die DNA-Lücke wieder geschlossen. Die Typ I Topisomerase spalten reversibel stets nur einen Strang der DNA. Topoisomerase-Hemmer I lassen die DNA-Spaltung zu, stabilisieren den Topoisomerase-DNA-Komplex und verhindern, dass das Enzym die Schnittstelle wiederum verschließt. Damit bleibt der DNA-Strangbruch entstehen, die Zelle wird in die Apoptose getrieben. Die Topoisomerase-Hemmer I entfaltet die stärkste antineoplastischen Aktivität in der S-Phase.   

Die Typ II  Topoisomerasen wirken ATP-abhängig. Sie sind in der Lage beide DNA-Stränge zu trennen. Im Falle von Teniposid einem halbsynthetischen glykosidischen Podophyllotoxin-Derivat (s.a. Etoposid) verbindet sich das Glykosid mit der DNA und der Topoisomerase zu einem stabilen Komplex, der zwar die Spaltung des DNA-Doppelstranges zulässt, aber den Wiederverschluss der entstandenen DNA-Lücke verhindert. Das Enzym bleibt am freien Ende der DNA-gebunden. Die Transkription kommt zum Erliegen. Die Zelle gibt das Signal zu ihrem eigenen Zelltod (Apoptose), da die Arretierung der DNS-Relaxation nicht mehr aufgehoben werden kann.

Indikation

Akute lymphatische Leukämie des Kindes (ALL), Hodgkin Lymphom, Hirntumore (Glioblastom, Ependymom, Astrocytom), Neuroblastom); maligne Geschwülste der Harnblase

Dosierung und Art der Anwendung

Teniposid wird intravenös verabreicht. Möglich sind sowohl Monotherapie als auch Kombinationen mit anderen Zytostatika. So wurden in Kombinationen mit Platinderivaten (z.B. Oxaliplatin) oder Alkylanzien synergistische Effekte beschrieben.

Unerwünschte Wirkungen

Schwere Knochenmarksdepressionen; weiterhin diffuses Effluvium bis hin zur kompletten Alopezie, Pruritus, gastrointestinale Störungen, Hypersensititvität; Parästhesien

 

Kontraindikation

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Podophyllotoxin und Podophyllotoxinderivate Anwendung eines Gelbfieberimpfstoffs oder anderer Lebendimpfstoffe

Hinweis(e)

Eine chemisch verwandte Verbindung ist das halbsynthetische Etoposid, das aus Podophyllotoxin hergestellt werden kann.

Literatur
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  1. Chu B et al. (2016) Preparation and evaluation of teniposide-loaded polymeric micelles for breast cancer therapy. Int J Pharm 513(1-2):118-129.
  2. Dorr RT et al. (1983) Skin ulceration potential without therapeutic anticancer activity for epipodophyllotoxin commercial diluents. Invest New Drugs 1: 151–159
  3. McVie JG (1992) Teniposide (VM-26) in brain tumors. Semin Oncol 19(2 Suppl 6):85-88.

 

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