SAPHO-Syndrom M86.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.07.2022

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Synonym(e)

Haut-Knochen-Assoziation; Knochen-Haut-Manifestation; Skibo-disease; Skin and bone disease; Synovitis-, Akne-, Pustulose-, Hyperostose- und Osteitis-Syndrom

Erstbeschreiber

Sonozaki, 1981; Chamot AM,1987 (prägte das Akronym SAPHO)

Definition

SAPHO ist das Akronym für:

  • Synovitis
  • Akne
  • Pustulose
  • Hyperostose
  • Osteitis.

Klinisch vielgestaltiges, in allen Altersklassen auftretendes, autoinflammatorisches Haut-Knochen-assoziatives Syndrom (SkoBo) mit meist rekurrierrendem , subakut bis chronischem Verlauf. Die häufigste Teilmanifestation des Syndroms ist eine chronische, rekurrierende (nicht bakterielle) multifokale Osteomyelitis, die auch angrenzende Gelenke mitbetreffen kann. Komorbide, wegweisende, dermatologische Monitorsymptome sind hierbei folgende neutrophile Dermatosen:

Das SAPHO-Syndrom wird auch unter dem Begriff „Skibo-disease“ („skin and bone disease“) geführt, um die charakteristische Assoziation pathologischer osteoartikulärer und dermatologischer Symptome zu betonen.

Ätiopathogenese

Die Ätiologie des SAPHO-Syndroms ist nicht vollständig geklärt. Die osteo-artikulären Krankheitsprozesse umfassen einen wahrscheinlich reaktiv-immunologischen (Rheumafaktor-negativen), oligo- oder polytopischen, entzündlichen, jedoch nie septischen (nicht-bakteriellen) Prozess des Knochens und angrenzender Gelenkstrukturen mit entzündlichen Enthesiopathien. Eine mögliche Triggerfunktion geht von Hautinfektionen, wobei zwischen den dermatologischen und den osteo-artikulären Manifestationen Intervalle von einem Jahr liegen können .

Manifestation

Keine Geschlechtsbetonung. Hautveränderungen können sich zu 30% im juvenilen Alter und zu 70% im Erwachsenalter manifestieren.

Klinisches Bild

Die Kriterien dieses Syndroms sind als sterile Osteitis (blande, nicht-bakterielle Osteomyelitis) einschließlich Spondylitis und/oder Arthritis definiert, die mit oder ohne Hautveränderungen auftreten können. SAPHO wird inzwischen eher als Dachsyndrom und übergeordneter Begriff für eine Reihe von Syndromen und Krankheitseinheiten begriffen, insbes.:

Innerhalb des Dach-Syndroms SAPHO sind verschiedene Verknüpfungen und Überlappungen möglich, wobei die kutan-ossäre Assoziation kein obligates, aber ein charakteristisches Phänomen darstellt. Ebenfalls beschrieben ist eine enteropathische Variante des SAPHO-Syndroms, die außer mit o.g. Symptomen zusätzlich mit M. Crohn oder Colitis ulcerosa assoziiert ist (etwa 5% der SAPHO-Patienten (Naves JE et al. 2013). Bemerkenswert und ätiopathogenetisch interessant ist das Auftreten des SAPHO-Syndroms unter der Isotretinoin-Therapie einer Acne fulminans (Luzzati M et al. 2020)

Labor

Autoantikörper wurden in einem größerem SAPHO-Kollektiv bei rund 22% der Patienten gefunden: 15,5 %: positive ANA (Titer >/= 1/160); antithyreoide Antikörper (Anti-TPO- und/oder Anti-Tg-Antikörper): Antikörper gegen Parietalzellen des Magens: 3,3 %, Antikörper gegen glatte Muskeln:4,4 %. Antimitochondrien- und LKM-Antikörper: negativ. Anti-CCP- und Anti-dsDNA-Antikörper: negativ (Grosjean C et al. 2010). Inwieweit ihnen eine ätiopathogenetische Bedeutung zugemessen werden muss, ist offen. 

Therapie

Es gibt zahlreiche, jedoch nicht standardisierte Theapiemodalitäten.

  • Initial: Nicht steroidale Antirheumatika. Ggf. im akuten schmerzhaften Stadium systemische Glukokortikoide in mttlerer Dosierung (z.B. Prednisolon 50 mg/Tag p.o.), Fumarsäureester (mit oder ohne Methotrexat; MTX-Dosierung: 15-25 mg/Woche p.o.).
  • Ebenfalls wirksam sind TNF-alpha-Blocker (z.B. Infliximab oder Etanercept).
  • Systemische Antibiotika sind meist wirkungslos.
  • Bei älteren Patienten mit deutlichen osteopathischen Schmerzen wurden erfolgreich Bisphosphonate wie Pamidronat (einmalige Applikation von 60 mg i.v. alle 4 Monate) oder Zoledronsäure (einmalige Gabe von 4 mg i.v.) eingesetzt.

Hinweis(e)

Das SAPHO-Syndrom wird zu dem erweiterten Kreis der sog. autoinflammatorischen Erkrankungen gezählt. Pathogenetisch wird eine Verwandtschaft oder Identität des SAPHO-Syndroms mit der von Sonozaki beschriebenen pustulösen Arthroosteitis sowie der chronisch rekurrierenden, multifokalen Osteomyelitis (CRMO) des Kindesalters diskutiert. Die sterno-costo-claviculäre Hyperostose (ACW -sog. Anterior-Chest-Wall-Syndrom) ist ein polyätiologischer, reaktiver Symptomenkomplex die an der Haut mit einer Pustulosis palmaris et plantaris assoziiert ist.

Fallbericht(e)

1) Berichtet wird über den 8-jährigen Behandlungsverlauf eines 40-jährigen Mannes mit Hidradenitis suppurativa und Synovitis, Akne, Pustulosis palmaris et plantaris, Hyperostose und Osteitis-Syndrom. Die anfänglich oral und topisch verabreichten Antibiotika hatten wenig Wirkung. Intraläsionale Kortikosteroidinjektionen waren bei lokalisierten entzündlichen Läsionen wirksam, reichten aber zur Kontrolle der Hidradenitis suppurativa nicht aus. Die Einführung von Adalimumab und die lokale Sanierung der Hidradenitis suppurativa führten zu einer Stabilisierung. Adalimumab führte zu einer dramatischen Verbesserung der Rückenschmerzen. Die Fortsetzung der Behandlung mit Adalimumab und die anschließende Gabe von Methotrexat führte zur weitgehenden Besserung des Krankheitsbildes.

2) Es wird der Fall eines Jungen vorgestellt, der an Akne fulminans und Depressionen litt und nach einer 10-wöchigen Behandlung mit Isotretinoin eine Sakroiliitis entwickelte. Nach der SAPHO-Diagnose wurde eine NSAID-Therapie eingeleitet, doch das Auftreten einer beidseitigen glutealen Hidradenitis suppurativa erforderte die Umstellung auf einen TNF-alpha-Antagonisten (Adalimumab), mit dem eine gute Kontrolle der Erkrankung erreicht wurde. Trotz einer spezifischen Therapie mit Sertralin klagte die Patientin weiterhin über schwere Depressionen (Luzzati M et al. 2020)

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Chamot AM et al. (1987) Acne-pustulosis-hyperostosis-osteitis-syndrome. Results of an national survey . 85 cases. Rev Rhum Mal Osteoartritic 54: 187-196
  2. Gmyrek R et al. (1999) SAPHO syndrome: report of three cases and review of the literature. Cutis 64: 253-258
  3. Grosjean C et al. (2010) Prevalence of autoantibodies in SAPHO syndrome: a single-center study of 90 patients. J Rheumatol37:639-43.
  4. Just A et al. (2010) Bisphosphonate als erfolgreiches Behandlungsprinzip der primär chronischen Osteomyelitis beim SAPHO-Syndrom. JDDG 8: 657-550
  5. Kirchhoff T et al. (2003) Diagnostic management of patients with SAPHO syndrome: use of MR imaging to guide bone biopsy at CT for microbiological and histological work-up. Eur Radiol 13: 2304-2308
  6. Köhler H, Uehlinger E, Kutzner J et al. (1975) Sterno-kosto-klavikuläre Hyperostose. Dtsch med Wschr 100: 1519-1523
  7. Liu S et al. (2020) Synovitis, acne, pustulosis, hyperostosis, and osteitis syndrome: review and update. Ther Adv Musculoskelet Dis 12:1759720X20912865.
  8. Luzzati M et al. (2020) SAPHO syndrome: the supposed trigger by isotretinoin, the efficacy of adalimumab and the specter of depressive disorder: a case report. Ital J Pediatr 46:169.
  9. Naves JE et al. (2013) A systematic review of SAPHO syndrome and inflammatory bowel disease association. Dig Dis Sci 58:2138-2147.
  10. Ramautar AI et al. (2021) Chronic Nonbacterial Osteomyelitis of the Sternocostoclavicular Region in Adults: A Single-Center Dutch Cohort Study. JBMR Plus 5:e10490.
  11. Schilling F, Kessler S (2000) Das SAPHO-Syndrom: Klinisch - rheumtatologische und radiologische Differenzierung und Klassifizierung eines Krankengutes von 86 Fällen. Z Rheumatol 59: 1-28
  12. Sonozaki H et al. (1981) Clinical features of 53 cases with pustulotic arthroosteitis. Ann Rheum Dis 40: 547-553
  13. Vekic DA et al. (2018) SAPHO syndrome associated with hidradenitis suppurativa and pyoderma gangrenosum successfully treated with adalimumab and methotrexate: a case report and review of the literature. Int J Dermatol 57:10-18.
  14. Wohl Y et al. (2003) Stress in a case of SAPHO syndrome. Cutis 71: 63-67
  15. Yamasaki O et al. (2003) A case of SAPHO syndrome with pyoderma gangrenosum and inflammatory bowel disease masquerading as Behcet's disease. Adv Exp Med Biol 528: 339-341

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