Synonym(e)
Definition
Äußerst therapieresistente, eminent chronische und (punktuell) stark juckende, meist symmetrisch lokalisierte, verruköse "Variante" des klassischen Lichen ruber, die insbesondere im Bereich der unteren Extremitäten auftritt; seltener am Handrücken.
Eine verruköse Transformation kann auch sekundär bei jahrelangem Bestand eines klassischen Lichen ruber eintreten.
Ätiopathogenese
S.u. Lichen planus. Die verruköse Komponente dürfte in den meisten Fällen Ausdruck einer besonderen Reaktionsform aufgrund eines orthostatischen Faktors sein.
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Klinisches Bild
Lokalisierte oder disseminierte, seltener in linearer (blaschkoider) Anordnung, 0,2-3,0 cm messende, teilweise auch bis zu 10 cm große, derbe, grau-weißliche, auch rote oder rot-braune, manchmal auch tief-braune, scharf begrenzte, warzenartige Papeln, Plaques oder Knoten, die zu großflächigen Arealen konfluieren können. Die Areale sind stets scharf begrenzt und unterscheiden sich dadurch von einer chronischen Dermatitis (z.B. bei der Staungssdermatitis).
Führendes klinisches Symptom ist ein sehr unangenehmer, permanenter Juckreiz, der als stechend oder bohrend beschrieben wird. Das ständige reaktive Zerkratzen der Läsionen dürfte ein triggender Faktor für für die verruköse Komponete des Lichen ruber verrucosus sein. Diesen Mechanismus bezeichnet man als sogenannten Juckreiz-Kratz-Zyklus (itch-scratch-cycle). Teilweise sind vernarbende Areale in den Plaques erkennbar.
Nicht ganz selten können triggernde Faktoren für die verruköse Transformation des Lichen planus verantwortlich gemacht werden. So kann eine chronische venöse Insuffizienz, ebenso wie ständiges Kratzen als unterhaltender Triggerfaktor für den Lichen planus verrucosus des Unterschenkels in Betracht kommen.
Komplikativ wenn auch selten kann es zu läsionalen Ulzera kommen (Erklärung: keratinolytische, blasenbildende Komponente unter den verrukösen Plaques, die eine subepitheliale Blasenbildung zunächst überdeckt).
Histologie
Bild des Lichen ruber mit auffälliger kompakter Orthohyperkeratose, bei massiver irregulärer Epidermishyperplasie. Das Infiltrat ist unterschiedlich dicht ausgeprägt, tendenziell eher schütter mit Fokussierung auf die Spitzen der Reteleisten. Im Gegensatz zum nicht verrukösen Lichen planus kann die verruköse Variante eine relevante Anzahl von eosinophilen Granulozyten aufweisen. Selten auch Plasmazellen.
Differentialdiagnose
Lichen simplex chronicus: gfls. hsitologische Aklärung
Plattenepithelkarzinom (s. Abbn.): diese DD ist ggfls.histologische abzuklären
Chronische Prurigo: typisch für den Lichen ruber verrucosum sind konfluierende Plaques oder Knoten. Dies wird bei der chronischen Prurigo nicht beobachtet.
Externe Therapie
Potente Glukokortikoide (z.B. Klasse IV-Glucocorticoide) unter Okklusion (2mal/Tag 2-4 Std.).
Alternativ: Vit D3 - Analoga unter Okklusion.
Ergänzend: Unterspritzen der Herde mit Glukokortikoiden wie Triamcinolon-Kristallsuspension 10-40 mg (z.B. Volon A): Suspension mit 2-4 ml 1% Scandicain in einer Spritze aufziehen und intrafokal applizieren.
Ergänzend: Konsequentes Tragen von Kompressionsverbände bei Vorliegen einer chronischen venösen Insuffizienz.
Bestrahlungstherapie
Interne Therapie
Verlauf/Prognose
Eminent chronischer Verlauf. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer liegt bei 6 Jahren. Komplikativ können sich nach jahrelanger Bestandsdauer intraläsional Keratoakanthome oder Plattenepithelkarzinome entwicklen (Campanati A et al. 2003). Insofern sind regelmäßige klinische Kontrollen notwendig.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

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