Lichen ruber verrucosus L43.81

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor: Dr. med. Jeton Luzha

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Zuletzt aktualisiert am: 03.03.2023

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Synonym(e)

Hypertropher Lichen planus; Hypertropher Lichen ruber; Hypertrophic lichen planus; Hypertrophic lichen ruber planus; Lichen planus hypertrophicus; Lichen planus verrucosus; Lichen ruber hypertrophicus; Lichen ruber verrucosus; Verrucous lichen planus; Verruköser Lichen planus; Verruköser Lichen ruber; Verruköser Lichen ruber planus

Definition

Äußerst therapieresistente, eminent chronische und (punktuell) stark juckende, meist symmetrisch lokalisierte, verruköse "Variante" des klassischen Lichen ruber, die insbesondere im Bereich der unteren Extremitäten auftritt; seltener am Handrücken.  

Eine verruköse Transformation kann auch sekundär bei jahrelangem Bestand eines klassischen Lichen ruber eintreten.    

Ätiopathogenese

S.u. Lichen planus. Die verruköse Komponente dürfte in den meisten Fällen Ausdruck einer besonderen Reaktionsform aufgrund eines orthostatischen Faktors sein.

Lokalisation

Vor allem Streckseiten der Unterschenkel, Knöchelregion.

Klinisches Bild

Lokalisierte oder disseminierte, seltener in linearer (blaschkoider) Anordnung, 0,2-3,0 cm messende, teilweise auch bis zu 10 cm große, derbe, grau-weißliche, auch rote oder rot-braune, manchmal auch tief-braune, scharf begrenzte, warzenartige Papeln, Plaques oder Knoten, die zu großflächigen Arealen konfluieren können. Die Areale sind stets scharf begrenzt und unterscheiden sich dadurch von einer chronischen Dermatitis (z.B. bei der Staungssdermatitis).

Führendes klinisches Symptom ist ein sehr unangenehmer, permanenter Juckreiz, der als stechend oder bohrend beschrieben wird. Das ständige reaktive Zerkratzen der Läsionen dürfte ein triggender Faktor für für die verruköse Komponete des Lichen ruber verrucosus sein. Diesen Mechanismus bezeichnet man als sogenannten Juckreiz-Kratz-Zyklus (itch-scratch-cycle). Teilweise sind vernarbende Areale in den Plaques erkennbar. 

Nicht ganz selten können triggernde Faktoren für die verruköse Transformation des Lichen planus verantwortlich gemacht werden. So kann eine chronische venöse Insuffizienz,  ebenso wie ständiges Kratzen als unterhaltender Triggerfaktor für den Lichen planus verrucosus des Unterschenkels in Betracht kommen.

Komplikativ wenn auch selten kann es zu läsionalen Ulzera kommen (Erklärung: keratinolytische, blasenbildende Komponente unter den  verrukösen Plaques, die eine subepitheliale Blasenbildung zunächst überdeckt).    

Histologie

Bild des Lichen ruber mit auffälliger kompakter Orthohyperkeratose, bei massiver irregulärer Epidermishyperplasie. Das Infiltrat ist unterschiedlich dicht ausgeprägt, tendenziell eher schütter mit Fokussierung auf die Spitzen der Reteleisten. Im Gegensatz zum nicht verrukösen Lichen planus kann die verruköse Variante eine relevante Anzahl von eosinophilen Granulozyten aufweisen. Selten auch Plasmazellen.   

Differentialdiagnose

Lichen simplex chronicus: gfls. hsitologische Aklärung

Lichen amyloidosus

Ekzem, lichenifiziertes

Plattenepithelkarzinom (s. Abbn.): diese DD ist ggfls.histologische abzuklären

Chronische Prurigo: typisch für den Lichen ruber verrucosum sind konfluierende Plaques oder Knoten. Dies wird bei der chronischen Prurigo nicht beobachtet.  

Externe Therapie

Potente Glukokortikoide (z.B. Klasse IV-Glucocorticoide) unter Okklusion (2mal/Tag 2-4 Std.). 

Alternativ: Vit D3 - Analoga unter Okklusion.

Ergänzend: Unterspritzen der Herde mit Glukokortikoiden wie Triamcinolon-Kristallsuspension 10-40 mg (z.B. Volon A): Suspension mit 2-4 ml 1% Scandicain in einer Spritze aufziehen und intrafokal applizieren.

Ergänzend: Konsequentes Tragen von  Kompressionsverbände bei Vorliegen einer chronischen venösen Insuffizienz. 

Bestrahlungstherapie

PUVA-Bad-Therapie kann versucht werden.

Interne Therapie

Bei schwerer Ausprägung ggf. Systemtherapie, entsprechend dem Lichen planus.

Verlauf/Prognose

Eminent chronischer Verlauf. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer liegt bei 6 Jahren. Komplikativ können sich nach jahrelanger Bestandsdauer intraläsional  Keratoakanthome oder Plattenepithelkarzinome entwicklen (Campanati A et al. 2003). Insofern sind regelmäßige klinische Kontrollen notwendig. 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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  2. Audhya M et al. (2014) Verrucous lichen planus: a rare presentation of a common condition. Dermatol Reports 3:5113
  3. Campanati A et al. (2003) A case of hypertrophic lichen ruber planus of the leg complicated by a squamous cell carcinoma. Int J Dermatol 42: 415-416
  4. Castano E et al. (1997) Verrucous carcinoma in association with hypertrophic lichen planus. Clin Exp Dermatol 22: 23-25
  5. De Paola M et al. (2014) Unilateral hypertrophic lichen planus successfully treated with topical calcipotriol. G Ital Dermatol Venereol 149: 274-276
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  7. Giesecke LM et al. (2003) Giant keratoacanthoma arising in hypertrophic lichen planus. Australas J Dermatol 44: 267-269
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  9. Musumeci ML et al. (2014) Multiple reactive keratoacanthomas in a patient with hypertrophic lichen planus treated with cyclosporine: successful treatment with acitretin. Indian J Dermatol Venereol Leprol 80: 374-376  

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