Epidermalzyste L72.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. Markus Thieme

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 04.01.2022

This article in english

Synonym(e)

Atherom; epidermale Zyste; epidermale Zysten; Epidermiszyste; Epidermiszysten; Epidermiszysten traumatische; epidermoidale Hornszyste; epidermoid cyst (e); Epidermoidzyste; Epidermoidzysten; Epithelzyste; Epithelzysten; Epithelzysten traumatische; Follikelzyste; Follikelzysten; Hautzyste; Hornzyste; Retentionszyste; Retentionszysten; Steatom; Steatome; Talgretentionszysten; Zyste epidermale; Zyste infundibuläre

Definition

Solitäre oder auch multiple, in der mittleren oder tiefen Dermis gelegene, harmlose, epithelumkleidete, unterschiedlich große, meist hautfarbene, 1,0 - 3,0 cm, scharf begrenzte Zysten, mit gallertartigen oder festem Inhalt, unterschiedlicher Genese (traumatisch, entzündlich, genetisch).  

Einteilung

Man unterscheidet nach Auslöser:

  • Primäre Epidermalzyste: Ätiologisch ungeklärt.
  • Sekundäre Epidermalzyste: Traumatisch induziert.

Ätiopathogenese

In den meisten Fällen durch Obstruktion des Follikelostiums entstehende Retentionen, die sekundär zur Proliferation des Follikelepithels führen. Multiple epidermale Zysten am Stamm treten meist in Verbindung mit einer Acne vulgaris oder conglobata auf. Bei den sog. primären Epidermalzysten ist die Ätiologie ungeklärt.

Manifestation

Jugendliche, junge und Erwachsene mittleren Alters. Nicht selten auch im fortgeschrittenen Alter in aktinisch geschädigter Haut. 

Lokalisation

Ubiquitär; v.a. betroffen sind Gesicht, Rumpf, proximale Extremitätenabschnitte und selten Fußsohlen

Klinisches Bild

Solitärer oder in Mehrzahl auftretender, indolenter, tief dermal gelegener, gut abgrenzbarer, 0,2 bis 3,0-5,0 cm großer, hautfarbener, nur selten pigmentierter, prall elastischer, auf der Unterlage verschieblicher Tumor. Klinisch und dermatoskopisch ist meist ein zentraler Porus nachweisbar. Ruptur und konsekutive akute Abszessbildung (Furunkel) möglich.

Bei multiplen Epidermalzysten ist in der Anamnese häufig eine Acne vulgaris oder Acne conglobata vorhanden.

Multiple Epidermalzysten können in Verbindung mit aktinischer Elastose und Komedonen beim Morbus Favre-Racouchaud auftreten.

Kleinste Epidermalzysten werden als Milienbezeichnet und treten primäre oder sekundäre (posttraumatische) Milien auf.

Multiple Epidermalzysten kennzeichnen die sog. Sebocystomatosis scroti und das Steatocystoma multiplex

Multiple Epitdermalzysten können Teilsymptom eines Gardner-Syndroms oder eines Basalzellnaevus-Syndroms sein.

Vereinzelt wurden multiple Epidermalzysten auch nach immunsuppressiver Behandlung organtransplantierter Patienten mit Ciclosporin A beobachtet.

Histologie

Die Zystenwand besteht aus geschichtetem Plattenepithel mit Ausbildung eines Stratum granulosum. Im Lumen zeigen sich zwiebelschalenartig geschichtete Hornlamellen sowie je nach Alter der Zyste mehr oder weniger Haare. Bei Rupturierung findet sich dichtes granulomatöses Infiltrat mit Riesenzellen vom Fremdkörpertyp im Zystenlumen und in der Umgebung.

Differentialdiagnose

Tricholemmalzyste

Hidrozystome

Ganglion

Mukozele

Komplikation(en)

Nicht entzündete Epidermalzysten bleiben im Allgemeinen asymptomatisch. Unsachgemäße mechanische Bearbeitung (fehlerhaftes Exprimieren) kann zu schweren abszedierenden Entzündungen ( Furunkel) führen. Dann besteht Op-Indikation! Entwicklung von Basalzellkarzinomen oder Plattenepithelkarzinomen in Epidermalzysten ist selten.

Therapie

Enukleation mit gesamter Kapsel in LA, möglichst ohne die Kapsel zu eröffnen. Bei Entzündung zunächst symptomatische Therapie, nach Abklingen der Inflammation Exzision des Gesamtherdes in LA. Bei multiplen Epidermalzysten kann ein Versuch mit einer Laser-Marsupialisation gemacht werden.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Basterzi Y et al. (2002) Giant epidermoid cyst on the forefoot. Dermatol Surg 28: 639-640
  2. Cameron DS et al. (2003) Squamous cell carcinoma in an epidermal inclusion cyst: case report. Otolaryngol Head Neck Surg 129: 141-143
  3. El Alami M et al. (2003) Laser marsupialization of epidermal cysts: avoiding linear scars. J Clin Laser Med Surg 21: 161-163
  4. Ghigliotti G et al. (2014) Usefulness of dermoscopy for the diagnosis of epidermal cyst: the 'pore' sign. Clin Exp Dermatol 39:649-650
  5. Gupta S et al. (2000) Multiple, large, polypoid infundibular (epidermoid) cysts in a cyclosporin-treated renal transplant recipient. Dermatology 201: 78
  6. Ishida M et al. (2014) Epidermal cyst of the skin with ossification: report of two cases. Int J Clin Exp Pathol 7:1823-1825
  7. Lee S et al. (2003) Detection of human papillomavirus 60 in epidermal cysts of nonpalmoplantar location. Am J Dermatopathol 25: 243-247
  8. Morgan MB et al. (2001) Carcinoma arising in epidermoid cyst: a case series and aetiological investigation of human papillomavirus. Br J Dermatol 145: 505-506
  9. Shet T, Desai S (2001) Pigmented epidermal cysts. Am J Dermatopathol 23: 477-481
  10. Tsuruta D et al. (2000) Combined cutaneous hamartoma encompassing benign melanocytic naevus, vellus hair cyst and epidermoid cyst. Clin Exp Dermatol 25: 38-40

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 04.01.2022