Vitamin E

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 01.04.2018

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Synonym(e)

Antidystrophisches Vitamin; Antisterilitätsvitamin; CAS-Nr.:10191-41-0; E 306; Fertilitätsvitamin; Tocopherol; Tocopherole

Definition

Unter der Sammelbezeichnung „Vitamin E“ versteht man eine Gruppe von Verbindungen die aus einem Chromankern und einer aliphatischen Seitenkette bestehen. Bisher wurden in der Natur 8 Vitamin-wirksame Substanzen der Vitamin-E-Gruppe (alpha-beta-gamma- usw Tocopherol) analysiert.

Unter der Bezeichnung "Tocopherole" (Tocopherol von griech. Tokos = Geburt“ und pherein = bringen) werden i.A. die unterschiedlichen Topherolverbindungen zusammengefasst. Die Tocopherole unterscheiden sich durch die Zahl und Stellungen der Methylgruppen. Das biologisch wichtigste Tocopherol ist alpha-Tocopherol. Weitere natürlich vorkommende Tocopherole sind 5,7-Dimethyltocol und 7-Methyltocol sowie Tocotrienol und Tocomonoenol. 

Inhaltsstoffe

Bei den Vitamin E-Gemischen handelt es sich um eine gelbe bis braune ölartige Flüssigkeit, die in Getreide, Nüsse, Samen, Pflanzenölen, Milch, Eier vorkommt. Die Tocopherole sind thermostabil aber leicht oxidierbar. Sie lösen sich leicht in fetten Ölen und organischen Lösungsmitteln.  Gemessen wird der Vitamin-Gehalt in i.E. Eine Einheit Vitamin E (I.E.) entspricht 1mg DL-alpha-Tocopherol.

Vorkommen

Vitamin E ist in der Natur reichlich verbreitet. Es ist Bestandteil aller Membranen tierischer Zellen. Tocopherol wird jedoch nur von photosynthetisch aktiven Organismen wie Pflanzen und Cyanobakterien gebildet.

Besonders reichhaltig sind pflanzliche Öle wie:   

  • Sanddornfruchtfleischöl (3304 mg/kg Gesamttocopherol mit 1844 mg/kg α-Tocophero,
  • Weizenkeimöl (bis 2435 mg/kg Gesamttocopherol mit 70 % α-Tocopherol)
  • Sonnenblumenöl (454–810 mg/kg Gesamttocopherol mit 86-99 % α-Tocopherol)
  • Palmöl (800 mg/kg Gesamt-Vitamin E, davon 152 α-Tocopherol und 600 mg/kg Tocotrienole)
  • Olivenöl (46–224 mg/kg Gesamttocopherol mit 89–100 % α-Tocopherol) auf.

Weiterhin kommt Vitamin E in zahlreichen Gemüsesorten, in fetten Ölen und in  Milchprodukten vor. Im tierischen Organismus wird Vitamin E or allem in der in der Hypophyse in der Muskulatur, in Plazenta und Muttermilch angetroffen.

Vitamin E wird heute größtenteils synthetisch als Gemisch der verschiedenen Tocopherole hergestellt. Synthetisches Tocopherol ist jedoch relativ instabil.

Wirkungen

 

Physiologische Wirkung: Die biologische Wirkungen des Vitamin E  ist noch unvollständig geklärt. Dies ermöglicht reichlich ungesicherte Spekulationen über seine biologische Effizienz. Gesichert ist seine antioxidative Wirkung. Tocopherole wirken als Radikalfänger. Sie sind in der Lage, mehrfach ungesättigte Fettsäuren in vor einer oxidativen Zerstörung zu schützen. Der menschliche verstoffwechselt am besten alpha-Tocopherol. Dies begründet sich mit der hohen Affinität zu dem alpha-Tocopherol-Transfer-Protein (alpha-TTP). Vitamin E hat Funktionen in der Steuerung der Keimdrüsen und wird daher auch als Antisterilitätsvitamin bezeichnet. Ein Einfluss des Vitamin E auf die Spermaqualität ist nachweisbar (ElSheikh MG et al. 2015).

Vitamin E-Bedarf:  Der Mindestbedarf beträgt beim Säugling etwa 5 mg/Tag. Bei Erwachsenen wird der Mindestbedarf mit etwa 10 bis 25 mg/Tag angegeben. Menschen > 65 Jahren benötigen eher geringere Mengen als jüngere Erwachsene.  Der Tagesbedarf liegt bei 1-4 Jährigen bei 4-6mg Vitamin E, und bei 13-15 Jährigen bei 12-14mg Vitamin E (Angaben der Dt. Ges. f. Ernährung e.V.).

Die empfohlene Tagesdosis für einen Erwachsenen (etwa 15 mg Vitamin E) kann z.B. durch die Aufnahme von 20g Sonnenblumenöl erreicht werden; alternativ: 5 ml Weizenkeimöl, 30 ml Olivenöl oder 50 g Haselnüsse. Der Plasmaspiegel sollte oberhalb von 30 µmol/l liegen. 

Anwendungsgebiet/Verwendung

Vitamin E in Externa: Aufgrund der antioxidativen Wirkung von Vitamin E (meist alpha-Tocopherol) wird die Substanz in vielen Hautpflegeprodukten verwendet, meist zur Steigerung der Produktstabilität. Wissenschaftlich zweifelhaft sind Aussagen wie: Verbesserung der Hautoberfläche, Erhöhung des Feuchtigkeitsgehaltes der Haut, Verlangsamung des Alterungsprozesses. Zudem soll Vitamin E lokal entzündungshemmend wirken und die Abheilung von oberflächlichen Wunden beschleunigen. Vitamin E wird auch Sonnencremes beigefügt, da es eine UV-protektive Wirkung haben soll (Lin et al 2003). 

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Unerwünschte Wirkungen

Überdosierung von Vitamin E: Eine Überdosierung von Vitamin E  über die normale Nahrung ist nicht möglich. Überdosierung können auftreten wenn langzeitig Nahrungsergänzungsmittel mit unphysiologisch hohen Vitamin-E-Dosen genommen werden.

Vitamin E Mangel: Beim Menschen wird ein Vitamin-E-Mangel äußerst selten beobachtet. Berichtet (keine gesicherten Daten) werden unspezifische Störungen der Muskel- und Nervenfunktion; weiterhin Symptome wie: trockene, faltige Haut, Müdigkeit, verminderte Wundheilung in Verbindung gebracht. 

Wechselwirkungen

Vitamin E verstärkt die Wirkung von Antikoagulanzien. Dies ist bei Anwendung oraler Antikoagulanzien und bei Vitamin K-Mangel zu beachten.

Hinweis(e)

Vitamin E und Demenz: Eine gezielte Einnahme von Vitamin E als Nahrungsmittelergänzungsmittel zur Verminderung eines Demenzrisikos führte in mehreren großen klinischen Studien zu keinem positiven Resultat. Weder allein noch in Kombination kann das Spurenelement Selen und Vitamin E, eine Demenz bei asymptomatischen Männern vermeiden (Übersicht bei Farina et al 2017). 

Literatur
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  1. ElSheikh MG et al. (2015)  Combination of vitamin E and clomiphene citrate in treating patients with idiopathic oligoasthenozoospermia: A prospective, randomized trial. Andrology 3:864-867.
  2. Farina N et al. (2017) Vitamin E for Alzheimer's dementia and mild cognitive impairment. Cochrane Database Syst Rev1:CD002854.  
  3. Foote JA et al.(2009) Chemoprevention of human actinickeratoses by topical DL-alpha-tocopherol. Cancer Prev Res (Phila) 2:394-400.  PubMed Central PMCID: PMC4154592.
  4. Lin JY et al. (2003) UV photoprotection by combination topical antioxidants vitamin C and vitamin E. J Am Acad Dermatol 48:866-874.
  5. Santana AT et al.(2015)  Mechanisms involved in reproductive damage caused by gossypol in rats and protective effects of vitamin E. Biol Res 48:43.
  6. Thomas S et al. (2014) Stability, cutaneous delivery, and antioxidant potential of a lipoic acid and α-tocopherol codrug incorporated in microemulsions. J Pharm Sci 103:2530-2538.
  7. Wu S et al. (2008) IL-8 production and AP-1 transactivation induced by UVA in human keratinocytes: roles of D-alpha-tocopherol. Mol Immunol 45:2288-2296. 
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