Tralokinumab

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.09.2023

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Definition

Tralokinumab ist ein humaner monoklonaler IgG4-Antikörper, der im Gegensatz zu Dupilumab spezifisch an das Interleukin-13-Zytokin (IL-13) bindet. IL-13 spielt in der Pathogenese der atopischen Dermatitis und dem Asthma bronchiale eine wesentliche Rolle. Die Blockade von IL-13 unterbindet die Wechselwirkung mit dem Rezeptor und verhindert die anschließende nachgeschaltete IL-13-Signalübertragung. Der Therapie­erfolg mit Tralokinumab bei der atopischen Dermatitis (nicht jedoch beim Asthma) untermauert die Hypothese, dass eine alleinige Blockade des Zytokins IL-13 ausreicht, um die Symptome der atopischen Dermatitis zu verbessern.  

Pharmakokinetik

Tralokinumab wird durch eine nicht sättigbare Proteolyse eliminiert.

Die Halbwertzeit beträgt 22 Tage. Dies entspricht dem typischen Schätzwert für humane monoklonale IgG4-Antikörper, die gegen lösliche Zytokine gerichtet sind. In ECZTRA 1, ECZTRA 2 und ECZTRA 3 wurde durch Populations-PK-Analyse eine Clearance von 0,149 l/Tag ermittelt.

In Phase-I-Studien mit intravenöser Verabreichung wurde ermittelt, dass die Clearance zwischen 0,179 und 0,211 l/Tag liegt.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Asthma: Primär wurde Tralokinumab  für die Behandlung von schwerem, unkontrolliertem Asthma entwickelt. Hierbei konnte die Wirksamkeit und Sicherheit von Tralokinumab nicht ausreichend belegt werden. Die weitere Erprobung bei diesem Krankheitsbild wurde daher eingestellt (Panettieri RA Jr et al. 2018).

Atopische Dermatitis: Hingegen linderte Tralokinumab in einer Phase-II-Studie die Symptome der atopischen Dermatitis schnell und anhaltend (Wollenberg A et al. 2019). Tralokinumab konnte sowohl als Monotherapie wie auch in Kombination mit topischen Kortikosteroiden bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis gute Wirkungen erzielen.

Im Juni 2018 wurde eine Phase-IIb-Studie veröffentlicht, in der dargestellt wurde, dass der monoklonale Antikörper Tralokinumab erfolgreich die Symptome bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD linderte. In dieser Studie wurde auch die Wirkung von Tralokinumab auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität im Vergleich zu Plazebo bei 52 erwachsenen Patienten untersucht. Die mit dem Antikörper behandelten Patienten zeigten ab Woche 12 in nahezu allen Aspekten der gesundheitsbezogenen Lebensqualität statistisch signifikante und klinisch relevante Verbesserungen im Vergleich zu Plazebo  (Silverberg J et al. 2018).  

Tralokinumab ist seit Juni 2021 für die Behandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis bei Erwachsenen zugelassen.

Tralokinumab (Adtralza® ) ist seit 2022  für Patienten ab 12 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis (AD) zugelassen.

Eingeschränkte Indikation

Überempfindlichkeit: Wenn eine systemische Überempfindlichkeitsreaktion (unmittelbar oder verzögert) auftritt, soll die Anwendung von Tralokinumab beendet und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.

Bindehautentzündung: Patienten, die mit Tralokinumab behandelt werden und eine Bindehautentzündung entwickeln, die nach Standardbehandlung nicht abklingt, sollten sich einer augenärztlichen Untersuchung unterziehen.Gemäß der Einschätzung aus aktuellen europäischen Richtlinien zur atopischen Dermatitis sind ungtner Tralokinumab weniger akuläre Komplikationen zu erwarten als beispielsweise bei einer medikamentösen Therapie mit Dupilumab.

Helminthose: Patienten mit bekannter Helminthose wurden von der Teilnahme an klinischen Studien ausgeschlossen. Es ist nicht bekannt, ob Tralokinumab die Immunantwort auf eine Helminthose durch Inhibition des IL-13-Signalwegs beeinflusst. Patienten mit einer bestehenden Helminthose sind vor Einleitung der Tralokinumab-Therapie zu behandeln. Wenn sich Patienten während der Tralokinumab-Therapie infizieren und auf eine Behandlung der Helminthose nicht ansprechen, ist die Behandlung mit Tralokinumab zu unterbrechen, bis die Infektion abgeklungen ist.

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaft: Bisher liegen nur begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Tralokinumab bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität. Als Vorsichtsmaßnahme sollte eine Anwendung von Tralokinumab während der Schwangerschaft vermieden werden.

Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob Tralokinumab in die Muttermilch übergeht oder nach Einnahme systemisch absorbiert wird. Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Tralokinumab verzichtet werden soll. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.

Dosierung und Art der Anwendung

Tralokinumab wird subkutan in den Oberschenkel oder den Bauch injiziert, außerhalb eines 5 cm großen Bereiches um den Bauchnabel. Bei Verabreichung durch eine andere Person kann die Injektion auch in den Oberarm erfolgen.

Die empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt 600 mg Tralokinumab (vier Injektionen zu je 150 mg) als Anfangsdosis, gefolgt von 300 mg (zwei Injektionen zu je 150 mg) alle zwei Wochen als subkutane Injektion.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Anwendung von Tralokinumab sind:

  • Infektionen der oberen Atemwege; hauptsächlich als Erkältung gemeldet (23,4%)
  • Reaktionen an der Injektionsstelle (7,2%)
  • Konjunktivitis (5,4%)
  • allergische Konjunktivitis (2,0%)

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Tralokinumab zu beachten:

  • Totimpfstoffe: Die Immunantworten auf Totimpfstoffe wurden in einer Studie in Erwachsenen mit atopischer Dermatitis untersucht. Da sich keine Unterschiede der Antikörperantworten ergaben, können mit Tralokinumab behandelte Patienten gleichzeitig inaktivierte Impfstoffe oder Totimpfstoffe erhalten.
  • Lebendimpfstoffe und attenuierte Lebendimpfstoffe: Lebendimpfstoffe und attenuierte Lebendimpfstoffe dürfen nicht gleichzeitig mit Tralokinumab angewendet werden, da die klinische Sicherheit und Wirksamkeit nicht erwiesen sind. Es wird deshalb empfohlen, vor der Behandlung mit Tralokinumab den Impfstatus der Patienten mit Lebendimpfstoffen und attenuierten Lebendimpfstoffen gemäß den aktuellen Impfempfehlungen auf den neuesten Stand zu bringen.

Kontraindikation

Tralokinumab darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

Impfungen: Lebendimpfstoffe und attenuierte Lebendimpfstoffe dürfen nicht gleichzeitig mit Tralokinumab angewendet werden, da die klinische Sicherheit und Wirksamkeit nicht erwiesen sind. Die Immunantworten auf Tetanus-Totimpfstoff und Meningokokken-Impfstoff wurden untersucht. Es wird empfohlen, vor der Behandlung mit Tralokinumab den Impfstatus der Patienten mit Lebendimpfstoffen und attenuierten Lebendimpfstoffen gemäß den aktuellen Impfempfehlungen auf den neuesten Stand zu bringen.

Präparate

Tralokinumab ist als  Adtralza®  auf dem Markt verfügbar. Es zeigt ein Sicherheitsprofil auf Placeboniveau. In der Initialphase bis zu 16 Wochen lag das Sicherheitsprofil von Adtralza® auf Placeboniveau. In der Langzeitanwendung traten keine neuen Signale auf. Die Konjunktivitis-Rate blieb dauerhaft niedrig. Die langfristige Sicherheit hat mit Blick auf die meist erforderliche Langzeittherapie eine besonders hohe Relevanz. Adtralza® bietet den Patienten eine langfristige Krankheitskontrolle, ein gutes Langzeitsicherheitsprofil und somit deutlich mehr Lebensqualität.

Patienteninformation(en)

Verkehrstüchtigkeit: Tralokinumab hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Literatur
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  1. Blair HA (2022) Tralokinumab in Atopic Dermatitis: A Profile of Its Use. Clin Drug Investig 42: 365-374.

  2. Fachinformation Adtralza, LEO Pharma, sgtand Oktober 2022

  3. Panettieri RA Jr et al. (2018) Tralokinumab for the treatment of severe, uncontrolled asthma: the ATMOSPHERE clinical development program. Immunotherapy 10: 473-490.

  4. Panettieri RA Jr et al. (2018)  Tralokinumab for severe, uncontrolled asthma (STRATOS 1 and STRATOS 2): two randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 clinical trials. Lancet Respir Med 6:511-525.
  5. Parker JM et al. (2018)  A Phase 2 Randomized Controlled Study of Tralokinumab in Subjects with Idiopathic Pulmonary Fibrosis. Am J Respir Crit Care Med 197:94-103.
  6. Russell RJ et al. (2018)  MESOS study investigators. Effect of tralokinumab, an interleukin-13 neutralising monoclonal antibody, on eosinophilic airway inflammation in uncontrolled moderate-to-severe asthma (MESOS): a multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled phase 2 trial. Lancet Respir Med 6: 499-510.
  7. Silverberg J et al.: Treatment with tralokinumab improves healthrelated quality of life in adult patients with moderate to severe atopic dermatitis: results from a Phase 2b, randomized, doubleblind, placebo-controlled study. EADV 2018; Abstract P0281.
  8. Wollenberg A et al. (2019) Treatment of atopic dermatitis with tralokinumab, an anti-IL-13 mAb. J Allergy Clin Immunol 143:135-141.
  9. Wollenberg A et al.(2022) European guideline (EuroGuiDerm) on atopic eczema: part I - systemic therapy. J Eur Acad Dermatol Venereol 36:1409-1431.
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